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Fahrradtour Frankreich 2010
Teil 2

Ardeche - Zentralmassiv - Lyon - Rhone - Genfer See

Datum 28.05.2010

Etappe
Lac de Sainte Croix - Forcalquier Distanz
69,3 km Durchschnitt
km/h

Aufgrund unserer sehr späten Ankunft am Vorabend haben wir natürlich keine Brötchen vorbestellen können. So sind wir mit leerem Magen in das Zentrum von Orange geradelt. Dort kaufen wir erst einmal umfangreich ein und ein Platz gegenüber dem römischen Theater bietet sich als Frühstücksplatz an.

Frühstück in Orange

Heute gibt es erstmal Kultur; wir besuchen das römische Theater. Es stammt aus dem ersten Jahrhundert und es gilt das als eines der am besten erhaltensten römischen Theater, insbesondere da der Bühnenhintergrund noch vorhanden ist. Die Erläuterungen gibt es per Audioguide.

Das römische Theater in Orange

Die Festung vom Momas

Pont-Saint-Esprit

Gegen 11.30 Uhr sitzen wir wieder auf dem Rad und fahren durch das Vaucluse. Wir passieren die Orte Polenc und Mondragon und fahren außerhalb der Sichtweite der Rhone nordwärts. Vorwiegend auf schmalen Straßen passieren wir kleinere Ansiedlungen und kommen an Weinfelder (Cotes du Rhone) vorbei.

Stahlseilhängebrücke über die Ardeche bei Saint-Martin-d'Ardèche

Auf einem steil aufragenden Berg entdecken wir eine eindrucksvolle Burganlage. Es ist die Festung von Momas, von der aus das dort enge Rhonetal kontrolliert wurde.

Das Dorf Aiguèze

Weiter geht es parallel zur Autobahn A7, bis wir einer der wenigen Rhonebrücken erreichen. Vor der Flussquerung suchen wir ein Restaurant auf, in dem günstig für 12 Euro die Plate du jour angeboten wird. Nachdem uns nicht so ganz klar war, was alles dazu gehört, haben wir bei der Vorspeise vom Buffet erst einmal gut zugelangt. Als wir dann satt sind, folgt die Hauptspeise und dann noch der Karamelpudding. Wir können uns danach kaum noch bewegen.

Blick in das Ardèchetal

Dann erreichen wir die gemauerte Bogenbrücke aus dem 13. Jahrhundert, die über die Rhone führt zu der Stadt Pont-Saint-Esprit. Wenn man sich die Autos wegdenkt, wähnt man sich im Mittelalter. Wir radeln noch durch die Altstadt, statten der Kirche einen Besuch ab und radeln dann weiter in nordwestlicher Richtung.

Ardèche und die bei Aiguèze

Nach einigen Kilometern erreichen wir die Ardeche, die vorerst unseren weiteren Weg markiert. Wir kommen zu einer eindrucksvollen Stahlseilhängebrücke, die über den Fluss zum Ort Saint-Martin-d'Ardèche führt. Der Ort bildet den Endpunkt des Ardechetals und der organisierten Kanufahrten.

Ardèche

Dann geht es erst einmal bergan; Felsen und Wald säumen den verkehrsarmen Weg und dann befinden wird uns ca. 300 m über der Talsohle. Immer wieder gibt es Aussichtspunkt, an denen wir anhalten und einen imposanten Blick über den Verlauf der Ardeche haben. Sie zieht sich in engen Schleifen durch das Bergmassiv und wir sehen Kanufahrer auf dem Fluss.

Ardècheschleife

In vielen Kehren führt die Straße weiter und dann gibt es eine steile Abfahrt bis aus das Flussniveau hinab. Dort finden wir den Zeltplatz St. Georges, und der passt genau. Erst einmal Zelt aufbauen, Wäsche waschen, ein Bad in der Ardeche, Wein besorgen und dann essen wir in dem zugehörigen Restaurant.

Zeltpatz St. Georges

Datum 29.05.2010

Etappe
Zeltplatz St. Georges - Saint-Martin-d'Ardèche

Distanz
23 km (Kanu)

Durchschnitt
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Wir frühstücken in dem Restaurant, da gibt's dann auch einen guten Cafe au lait zum Baguette. Da wir gegenüber unserer Planung schon wesentlich weiter gekommen sind, entschließen wir uns, heute die Räder stehen zu lassen und das Kanufahren auszuprobieren.

Ardècheufer

Direkt auf dem Zeltplatz werden Kanus vermietet und am Vortag hatten wir uns schon angemeldet. Ein Bremer im Nachbarzelt hat ein geschwollenes Auge und blaue Flecken im Gesicht. Er ist mit seinen Freunden Kanu gefahren und direkt vor der Anlegestelle sei er unter einen Felsen getrieben worden, berichtet er uns.

Pannnenshow (Bild anklicken)

Bei der Bootsübernahme gibt es eine kurze Einweisung und eine Flusskarte wird ausgehändigt. Es soll Passagen geben, an denen der Flussverlauf durch Felsbrocken eingeschnürt ist und an denen man aufpassen soll.

Ardèche

Neben dem Kanu, Paddel und Schwimmweste gibt es noch eine wasserdichte Tonne, in der Proviant und Wertsache verstaut werden können. Dann wird mir noch ein Bändchen überreicht, dass ich als Brillensicherung verwenden soll. Von unseren Beobachtungspositionen am Vortag, sah das alles doch nicht so gefährlich aus.

Rainer im Kanu

Rainer und Heinz haben jeweils ein Singelkanu gemietet, und es geht dann locker los. Die Strömung unterstützt das Vorwärtskommen. Steile Hänge säumen das Ufer, manchmal entdecken wir höhlenartige Auswaschungen im Gestein. An einigen Stellen befinden sich Kiesstrände am Flussufer, an denen man anlegen kann.

An einer Sandbank

Dann kommen wir an eine Stelle, an der sich das Wasser stark kräuselt. Wir haben schon ausgemacht, dass dort eine starke Strömung herrscht. Blick nach vorne, die anderen Kanufahrer beobachten und die beste Passage aussuchen. Direkt unter dem Wasser liegen dort dicke Felsbrocken und die Strömung drückt einen dorthin.

Felsformationen

Rainer und Heinz schaffen es aber, die Stelle zu passieren. Dahinter sehen wir dann auf der Kiesbank ein Zelt, in dem Kanutenretter stationiert sind. Wir legen dort an und beobachten das Schauspiel. Fast jedes zweite Boot kentert dort, Füße und Paddel ragen aus dem Wasser. An dem Ufer entdecken wir dann Gedenkstätten für Kanufahrer, die dort tödlich verletzt worden sind.

.. aus der Nähe

Danach gibt es noch einige Engstellen, die aber nicht so gefährlich sind wie die vorher geschilderte und ansonsten fließt die Ardeche scheinbar harmlos daher. Gegenüber der Anlegestelle wird uns auch die von dem Bremer geschilderte Stelle gewahr; wir hatten den Bereich auf dem rechten Ufer gemieden, andere Kanuten sind dort an den Fels getrieben worden und auch gekentert.

Trügereischen Endstelle

Die 24 Flusskilometer haben wir wohlbehalten zurückgelegt. Rainer kauft noch in Saint-Martin-d'Ardèche ein und es folgt dann die Rückfahrt mit dem Minibus. Es war wieder ein erlebnisreicher Tag, auch ohne Fahrrad.

Ardèchestrand am Campingplatz

Datum 30.05.2010

Etappe
Ardèche - La Bastide-Puylaurent

Distanz
81,9 km

Durchschnitt
12,9 km/h

Am nächsten Tag sitzen wir wieder auf dem Rad und fahren die Straße weiter, die nunmehr etwas oberhalb des Flusses im Taleinschnitt verläuft. Nach einem Kilometer erreichen wir vor einem kurzen Tunnel den Pond d´Arc, das Bild von der Ansichtskarte, durch einen Felsenbogen fließt die Ardeche - das sieht wirklich toll aus.

Pond d´Arc

Danach öffnet sich das vormals enge Flusstal und man erreicht nach einigen Kilometern die Touristenhochburg Vallon Pont´d Arc. Das Zentrum ist belebt mit Touristen, aber es gib auch schmale urige abgeschiedene Gassen mit Bruchsteingebäuden und bunten Fensterläden.

Vallon Pont´d Arc

Anschließend führt unsere Route noch einige Kilometer die Ardeche weiter rauf und dann an dem Nebenfluss Le Chassezac entlang. Das Gebiet ist vom Weinbau geprägt daneben wieder herrliche Blicke auf schroffe Felsen und in das Flusstal Gorges de Chassezac.

Vallon Pont´d Arc

Es folgt am Rand der französischen Cevennen eine beeindruckende Felsenstraße durch den Märchenwald Bois de Paiolive. Über 6 km reicht dieses Waldgebiet und es erstreckt sich auf der D208 bis zur Kreuzung mit der D104. Die Straße ist um die Felsbrocken herum gebaut worden, die wohl irgendein Riese dort hingeworfen hat; und dazwischen dichter Wald.

Brücke über die Chassezac

Wir fahren weiter auf der D901. Nach Überqueren eines Hügels blicken wir zu der Stadt le Vans. Es geht weiter bergan, immer dem Verlauf der Chassezac folgend. Bei Gravierés überqueren wir auf einer Steinbrücke den Fluss, der allerdings nur noch ein schmales Rinnsal darstellt. Ursache sind die drei noch folgenden Stauseen.

In den Chevennen

Dann treffen wir auf eine größere verfallene Werksanlage mit Brucksteingebäuden. Es handelt sich um die Mine de Sainte Marguerite Lafigère. Nach dem Hinweisschild war dort ein Bleibergwerk angesiedelt, das bis 1931 in Betrieb war.

Gorges de Chassezac

Bois de Paiolive

le Vans

Wir gelangen zu einem der Stauseen an dem Ort Pied-de-Borne. Hinter der dort platzierten Trafostation wird die Straße schmaler und es wird einsam.

Pont de Gravierés

Es geht immer weiter bergan auf der schmalen kaum befahrenen Straße in dem Flusstal. Die meisten Häuser sind verlassen und verrotten. Es wird kälter und wir nähern uns der 1000-m-Höhenmarke. Es beginnt dunkel zu werden, vorerst ist keine Ansiedlung in Sicht. Ein Blick nach rechts und links lässt auch keinen geeigneten Zeltplatz erkennen, überall geht es steil bergab und es ist auch ungemütlich feucht geworden.

Bleimine de Sainte Marguerite Lafigèr

Der nächste Ort ist La Bastide-Puylaurent, und wir treten noch einmal in die Pedalen, in der Hoffnung, dort etwas zum Übernachten zu finden. Erst einmal Enttäuschung, das erste Hotel hat geschlossen, aber man verweist uns an das gegenüber liegende Hotel. Es hat geöffnet und wir bekommen Zimmer, aber Madam eröffnet uns gleich, dass es nichts zu essen gibt.

Stausee bei Pied-de-Borne

Wir wollen in dem 172-Einwohner-Dorf noch ausgehen, vielleicht finden wir noch ein Restaurant. Als wir Madam nach einem Haustürschlüssel fragen, treffen wir sie nur noch im Nachthemd an. Die Bürgersteige in dem Ort sind hochgeklappt. Mobilfunknetzempfang gibt es in dem Ort auch nicht; ausgenommen im Bereich des Bahnhofs.

Dorf im Chassezac-Tal

Dort bestaunen wir die antike Weichenstellanlage aus dem 19. Jahrhunderts. Die netten Bahnbediensteten in dem 1000-m hohen Bahnhof laden uns ein, die Stellanlage nähr anzuschauen. Zum Glück haben wir noch Vorräte und Wein in den Packtaschen, so dass wir den Tag nicht ganz hungrig beenden müssen.

Stellwerk in dem Bahnhof von La Bastide-Puylaurent

Datum 31.05.2010

Etappe
La Bastide-Puylaurent - Goudet

Distanz
81,9 km

Durchschnitt
12,9 km/h

Um 9:30 Uhr fahren starten wir - das Wetter hat sich geändert. Es regnet und die Temperatur beträgt nur noch 9°C. Zum ersten Mal bei der Tour ziehen wir die langen Hosen, dicke Trikots und Regenbekleidung an. Bis zum Nachmittag hält der teils kräftige Regen an dazu kommen noch Windböen, die das Radeln beeinträchtigen.

Das Tal der l'Allier

Wir fahren durch das Tal der l'Allier flussabwärts und haben somit zumindest den Vorteil erstmal keine Anstiege zu haben. Zwischendurch kehren wir zum Kaffeetrinken und Aufwärmen in einem Straßencafe ein. Die Eisenbahnlinie mit vielen Steinviadukten begleitet den Straßenverlauf, der in den Windungen des Flusstales verläuft.

Ansieldung Joncherès an der l'Allier

In dem größeren Ort Langogne versuchen wir, durch Pizzaessen den Regen zu vertreiben, was aber nicht geholfen hat. Die Stadt liegt an dem Stausee Lac de Naussac. Bei der Planung hatte ich ja erwogen, dass man mal in den See zur Abkühlung hätte reinspringen könnte; das haben wir unterlassen. Außerdem ist die Landschaft an dem Kunstsee nicht besonders spektakulär, so dass ein längerer Aufenthalt nicht lohnt.

Eisenbahnbogenbrücke

Zum Ende des Stausees biegen wir auf eine schmale kaum befahrene Straße ab, und es geht dann heftig bergan. Wir erreichen eine Höhe von 1100 m und haben somit unsere leichte Gefällestrecke vom Morgen längs wett gemacht.

Neugierige Kühe und

Dann folgt eine steile Abfahrt durch dichten Wald, die bei dem Regenwetter nicht so recht zu genießen ist, und wir sind wieder an der l´Allier. Dort liegt eine kleine Ansiedlung Jonchères. Eine alte Stahlbrücke aus dem Jahr 1891 überspannt den Fluss, dahinter auf dem Hügel eine Burgruine und dazwischen ein Eisenbahnwärterhaus.

Hunde, die den Camembertduft aus Heinz' Packtasche warhnehmen

Gleich im Anschluss verlassen wir das Tal der l´Allier und es geht wieder bergan. Die Berge sind hier weniger bewaldet, und das Gebiet wird eher als Weidegebiet und für den Ackerbau genutzt. Dann treffen wir wieder auf einen richtig großen Ort, Landos, in dem es einen Lebensmittelladen und eine Boulangerie gibt, wo wir die Vorräte auffüllen können.

Hügelige Landschaft

Es geht hoch und runter. An vielen Stellen hat man eine weite Sicht auf die hügelige Landschaft mit kleineren Ansiedlungen. Beim Überqueren der N88 haben wir mit 1160 m den höchsten Punkt erreicht. Von da an folgt eine rasante Abfahrt zu dem Ort Goudet. Wir sind in dem Loiretal gelandet.

Burgruine Château de Beaufort

Ein toller Blick: mittlerweile hat sich der Regen gelegt und alles wirkt wieder freundlicher. Vor dem Ort steht die Burgruine Château de Beaufort, und auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt der Ort Goudet mit seinen Bruchsteinhäusern. Es gibt dort ein nettes Hotel, Hotel de la Loire, in dem wir einkehren und die einzigsten Gäste sind.

Goudet und die Loire

Datum 01.06.2010

Etappe
Goudet - Mountfacon-En-Velay

Distanz
78 km

Durchschnitt
12,1 km/h

An dem Morgen werden wir von einem Esel geweckt, und ein Blick aus dem Fenster zeigt einen sonnigen Himmel. Allerdings haben wir in dem Flusstal den tiefsten Punkt erreicht, so dass an dem Morgen erst einmal ein langer heftiger Anstieg zu meistern ist. Mit 6 - 7 km/h geht es bergan.

Blick zurück nach Goudet

Dorf

Blick auf Monastier

Der nächste an einem Hang gelegene Ort ist Monastier-sur-Gazeilee. Er hat einen alten Ortskern und wir schauen uns die alte Kirche und das Zentrum an. Wir fahren dann weiter auf der gottverlassenen D49 nach Lausonne.

Kirchplatz von Monastier

Es scheint zwar die Sonne, aber an ungeschützten Stellen weht ein frischer Wind. Bei längeren Abfahrten ziehen wir uns sogar die Regenjacke über, damit es nicht zu kalt wird.

Monastir

In der Kirche von Monastir

Höhenrekord bei Machabert

Neben grünen Weiden passieren wir auch Waldgebiete. Es geht rauf und runter auf einem Niveau von 800 - 1280 Höhenmetern. Bei Machabert erreichen wir mit 1280 m den höchsten Punkt unserer Tour.

Lac de Saint-Front

Hinter dem Ort Saint-Front kommen wir zu dem gleichnamigen kreisrunden See. Hin und wieder passieren wir kleine Orte, deren Häuser aus Bruchsteinen errichtet sind. Kühe und Schafe auf den Weiden schauen mal zu uns rüber.

Im Flusstal der Lignon (Vilay)

Wir fahren durch den Ort Mazet-Saint-Voy und weiter auf der D7. Von der stärker befahrenen Straße biegen wir auf eine schmale Nebenstraße ab, die an dem Loire-Nebenfluss Lignon (Vilay) entlang verläuft. Auf dieser Straße erreichen wir Tence.

Der Fluss Lignon (Vilay)

Wir fahren weiter auf der D500, begleitet von einer Schmalspureisenbahntrasse bis nach Mountfacon-En-Velay. Dort verbringen wir in einem Hotel die nächste Nacht.

Tence

Datum 02.06.2010

Etappe
Mountfacon-En-Velay - Lyon

Distanz
124 km

Durchschnitt
14,3 km/h

Ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen, lässt nicht erahnen, dass wir an diesem Tag - bezogen auf die Distanz - die Königsetappe erreichen. Es regnet nämlich wieder. Bis Duniers fahren wir über eine kleine Nebenstrecke. Bis danhin ist der Regen noch erträglich aber dann regnet es immer heftiger. Es geht bergan und kein Cafe in Sicht.

Regennasse D23

Wir fahren auf der D23 durch bewaldetes Gebiet, soweit man das durch die nasse und beschlagene Brille noch wahrnehmen kann. Zwischendurch mal eine kurze Pause unter dem Unterstand einer Bushaltestelle.

Blick auf Saint Etienne

Dann folgt eine lange Abfahrt auf der stark befahrenen Straße und wir fahren im Windschatten eines LKWs talwärts nach Chambon-Feugerollos, einem Ort, den man nicht unbedingt gesehen haben muss.

Fir Hügelkette vor Saint Etienne

Zum Aufwärmen und Trocknen finden wir ein Pferdewettbüro, da trinken wir erst mehrere Cafe au Laits während von unserer Regenkleidung das Wasser abläuft. Wir sind nunmehr in einer stärker bevölkerten Industrieregion gelandet. Vor hier zieht sich in östlicher Richtung ein durchgehend bebautes Tal mit den Hauptverkehrswegen bis nach Saint-Étienne.

Häuserlandschaft

Wir haben einen schmalen Weg ausgeguckt, der aber den Nachteil hat, dass man über den Berg fahren muss um das stark befahrene Tal zu meiden. Heinz fragt, ob das alles wohl so richtig sei. Auf dem gespeicherten GPS-Track kann man in solchen Fälle nachweisen, dass man den direkten Weg eingeschlagen hat.

Schmale Gasse

Zum Glück hat sich der Regen am Nachmittag gelegt. Von diesem Plateau führt dann eine Abfahrt direkt nach Saint-Étienne. Zuerst passieren wir ein Neubauviertel mit hohem Mirgantenanteil und erreichen dann das Zentrum.

Musikpavillion in Saint Etienne

Dort kehren wir in eine Kebabstube ein, und die Mitarbeiter sind neugierig, wohin unsere Reise führe. Wir schauen uns die Stadt noch etwas näher an, und finden doch ein paar nette Plätze mit Springbrunnen, Rathaus, viele historische Gebäude und schmale Gassen.

Saint Etienne

Wir fahren auf der D11 in Richtung Lyon und müssen auf einem Niveau von 600 - 1000 m mehrere Anstiege bewältigen. Nach dem Regen haben wir eine klare Sicht auf die Umgebung; grüne Wiesen und Felder bestimmen das Bild und bei dem flach einfallenden Licht am späteren Nachmittag hat man starke Kontraste.

Im Kanton Saint-Symphorien-sur-Coise

Auf den Weiden sehen wir Pferde und Kühe und in oft engen Schleifen geht es bei durchschnittlich 16 - 18 km/h bergan oder bergab. Das Gebiet zwischen den Industrieregionen St. Etienne und Lyon ist stärker bebaut als die Regionen der Auvergne, die wir an den Vortagen durchquert haben.

Im Kanton Saint-Symphorien-sur-Coise

Dann erreichen wir die 100 km-Tagesmarke, es ist 18 - 19 Uhr und es ist eigentlich Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Fürs Zelten ist es uns noch zu kalt. In Yzeran soll es Unterkünfte geben; aber wir haben keinen Erfolg, entweder ist das Hotel geschlossen worden, an einer anderen Herberge öffnet niemand und beim dritten Anlauf aufgrund eines Hinweisschildes haben wir nach 2 km aufgegeben.

Im Kanton Saint-Symphorien-sur-Coise

Es folgt dann in der beginnenden Dämmerung eine Superabfahrt über 15 km, bei der wir noch richtig Kilometer machen können und die uns zu den Vororten von Lyon führt. Aber auch dort (Vaugneray) finden wir noch keine Unterkunft; also weiter Richtung Lyon. Wir peilen das nächste auf dem GPS-Gerät eingetragene Hotel in Lyon an.

Im Kanton Saint-Symphorien-sur-Coise

In Villefranche finden wir gegen 21 Uhr endlich das Hotel, das nicht mehr weit vom Zentrum Lyons entfernt liegt. Nach dem heftigen Regen am Vormittag haben wir 124 km zurückgelegt. Zum Glück finden wir in der Nähe auch noch eine Pizzeria, die an dem späten Abend noch geöffnet ist.

Im Kanton Saint-Symphorien-sur-Coise

Datum 03.06.2010

Etappe
Lyon - Chambod

Distanz
124 km

Durchschnitt
14,3 km/h

Eigentlich haben wir das Ziel unserer Frankreichtour erreicht, aber wir haben ja noch einige Tage Zeit. Wir orientieren uns daher an der vorgesehnen Eisenbahnstrecke und fahren somit in Richtung Genf.

Golfplatz bei Lyon

Unser Hotelier ist auch ein begeisterter Rennradfahrer, und so werden wir auch noch mit Proviant versorgt. Es ist sonnig und das motiviert. Wir verlassen Lyon in nördlicher Richtung und passieren die vornehmere Gegend der Stadt.

Im Beaujolais-Gebiet

Weinort Charnay

Weinort Charnay

Hinter der N7 passieren wir einen Golfplatz, und dann geht es gleich bergan auf einen Bergrücken, auf dessen Scheitel die Straße D70 auf einem Niveau von ca. 400 Höhenmetern verläuft. Wir durchfahren den südlichen Teil des Weinbaugebietes Beaujolais; große Weingüter finden wir entlang der Straße. Von dem Höhenzug kann man zu beiden Seiten in die Täler schauen. Auf der rechten Seite die Saône, die wir später überqueren.

Blick auf die Saône

Vorher legen wir in dem romantischen Weinort Charnay eine Pause ein. Es folgen noch mehrere kleine Auf- und Abfahrten bis es in das Saônetal hinabgeht. Dort in Villefranche-sur-Saône herrscht wieder reger Verkehr. Wir überqueren dort den Fluss und fahren erst flussaufwärts und orientieren uns dann in östlicher Richtung.

Villefranche-sur-Saône

Es geht leicht bergan aber der heftige Gegenwind setzt uns zu; teilweise nur mit knapp 10 km/h kämpfen wir uns vorwärts. Wir haben wieder kleinere Straßen ausgewählt und fahren jetzt auf der linken Saôneseite durch eine ganz andere Landschaft.

Saône-Fußgängerbrücke

Das Land erstreckt sich weit ohne markante Erhebungen. Großflächige Felder und Weiden durchziehen das Land. Auffällig auch die andere Bauweise; hier gibt es wohl keinen Naturstein, denn die Bauernhäuser sind aus Lehm gebaut.

Saône

Wir passieren kleinere Orte wie Chaleins oder Saint-Trivier-sur-Moignans. Wir kommen an vielen aufgestauten Seen vorbei, die offensichtlich für die Fischzucht angelegt worden sind. Gegen Nachmittag flaut der Wind ab und wir kommen jetzt viel schneller voran. Gegen 17 Uhr erreichen wir einen Zeltplatz, aber da alles so gut läuft fahren wir weiter.

Lehmgebäude

Wir fahren ab Dopierre-sur-Veyle durch stärker bewaldetes Gebiet, das Radeln macht Spaß. Anschließend geht es ein Stück an dem Fluss Ain entlang, der dem Départment den Namen gibt.

Das Dorf Saint-Trivier-sur-Moignans

Sorge bereitet uns nur, dass wir auf dem Weg keine weitere Übernachtungsmöglichkeit finde , An dem Kreuzungspunkt der Autobahnen A40 / A42 (im Ruhrgebiet sucht man die vergeblich; gibt's aber bei Turgon) kommen wir an einem Fernfahrerrestaurant vorbei. Nach dem Motto "lieber satt und schlecht schlafen als hungrig und schlecht schlafen" genehmigen wir uns ein umfassendes Menü.

Auf kleinen Nebenstraßen

Es ist bereits 20 Uhr und es gilt erst einmal einige Puckel zu überwinden sind. Es dämmert langsam und wir schauen schon mal nach rechts und links, um einen möglichen Zeltplatz auszumachen. Wir fahren auch mal in Seitenweg, aber es ist nichts Geeignetes zu finden.

Seenlandschaft

Es wird dunkel - aber dann die glückliche Fügung - Hinweisschild zu einem Campingplatz in Chambod. Wir befinden uns auf dem Bergrücken zum Aintal und die letzten Kilometer in das Tal legen wir mit eingeschaltetem Licht zurück. Es hat mal wieder geklappt. Mit Hilfe der Fahrradakkubeleuchtung werden die Zelte aufgebaut, und die Bar hat auch noch auf.

Angelegte Fischteiche

Datum 04.06.2010

Etappe
Chambod - Genf

Distanz
103 km

Durchschnitt
14,6 km/h

Erst am Morgen können wir wahrnehmen, dass wir in einem schönen Flusstal der Ain mit steil aufragenden Ufern gelandet sind. Im Bereich des Campingplatzes liegt ein Stausee, an dem wir bis zur Saumauer hinabfahren.

Der Ain-Stausee

Wir überqueren den Fluss und gelangen nach Serrèrees-sur-Ain und dann folgt ein langgezogener Passaufstieg. Von 300 m geht es auf 780 Höhenmeter nach Nurieux-Volognat.

Steigung hinter dem Stausee

Etappenweise geht es mit 10 % Steigung und kurzzeitigen 15 % in dem Waldgebiet bergan; und an dem Scheitelpunkt wechselt Rainer die Bremsbeläge am Vorderrad aus. Von oben hat man einen Blick auf den weiteren Routenverlauf; der Lac de Nantua ist gut auszumachen.

.. die Steigung nimmt zu

Es gibt zuerst eine Abfahrt, die uns auf eine Höhe von 490 m führt In dem Ort La Cluse stärken wir uns an einem Biergarten am Ufer des Sees, der von steilen Hängen eingegrenzt wird. Auf der gegenüberliegenden Seeseite ist die aufragende Autobahnbrücke der A40 nicht zu übersehen.

Blick zurück in das Aintal

Vorher legen wir noch eine Badepause ein. Das Wasser ist jetzt (Anfang Juni) noch recht kalt, so dass man es nicht lange in dem Wasser aushält. Danach verlassen wir das Tal und es geht mal wieder bergan. Wir setzen unsere Tour auf der N84 fort, die parallel zur Autobahn verläuft.

Wechseln der Bremsbeläge

Auf einer Höhe von 609 m liegt der Lac de Sylans, der sich in Folge eines Bergsturzes im 16. Jahrhundert aufgestaut hat. An dem Westufer entdecken wir verfallene Bruchsteingebäude, deren Funktion zuerst nicht zuzuordnen ist. Ein Hinweisschild klärt uns auf: Einst endete hier ein Arm des Rhonegletscher und ab 1864 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Eisplatten ausgesägt und per Bahn nach Paris und Marseilles gebracht, um das Eis dort als Kühlquelle zu nutzen.

Blick in das Tal bis zum Lac de Nantua

In dem engen Ort Bellegarde-sur-Valenserine staut sich an dem Freitagnachmittag der Verkehr. An dem Ortsende erreichen wir das Rhonetal. Die folgende Straße im Rhonetal N206 ist teilweise dreispurig ausgebaut. An- und Abstiege wechseln sich ab und in langgezogenen Flussschleifen geht es Richtung Genf.

Am Lac de Nantua

Stellenweise hat man einen weiten Blick in das Tal und auf den recht breiten Fluss. Spektakulär sind die Eisenbahnbogenbrücke bei Longeray und das Fort l'Ecluse, das sich an der engsten Stelle des Rhonedurchbruchs befindet.

Die Stadt Nantua

Hier ist die Straße in einem Tunnel geführt. Danach öffnet sich das Tal und bei Colognes führt die Straße in einem Serpentinenbogen auf die Steinbogenbrücke über die Rhone. Wir fahren das Rhonetal weiter aufwärts und dann ändern sich die Autokennzeichen und die Straßenschilder sehen anders aus, wir haben die Schweiz erreicht.

Ruinen der Betriebsgebädue der Eiswerke am Lac de Sylans

Auffällig sind die breiten Radwege; aber die Radwegausschilderungen sollte man mit Vorsicht genießen, da man öfters über große Umwege geleitet wird. Dann verdichtet sich die Wohnbebauung, wir haben die Außenbezirke von Genf erreicht.

die Eisenbahnbrücke über die Rhone

Wir passen uns dem Fahrstil den heimischen Radfahrer an und fahren durch die Genfer Innenstadt. Die Lokale und Biergärten an dem lauschigen Freitagabend sind gut belegt und im Anschluss erreichen wir den Genfer See bzw. den Lac Léman, wir er dort genannt wird.

Altstadt von Genf

Der schmale Endzipfel bei Genf wird als petit Lac bezeichnet. Es wird auch langsam Zeit, eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass an dem Südufer der nächste Campingplatz zu finden sei.

Die Tour ist hier aber noch nicht zu Ende; wir haben ja noch zwei Tage. Wir sind noch bis Évian-les-Bains geradelt, und haben uns dort mit einer Fähre auf die andere Seeseite nach Lausanne bringen lassen. An dem Nordufer entlang ging es dann mit einer Übernachtung in Morges zurück nach Genf. Von dort sind wir mit dem Zug nach Basel gefahren und danach mit die City night line wieder zurück nach Bochum.

Die Fontäne vor dem Genfer Hafen am Lac Léman