Frankreichtour 2005
Tours - Loire - Bretagne - Normandie - Paris

Arnold, Klaus und Rainer aus Bochum unternehmen im Frühjahr 2005 eine Fahrradtour durch den Nordwesten von Frankreich. Knapp 1300 km legen sie in 12 Tagen zurück.

Datum 16.05.2005

Zwischenstopp in Paris

Der Kauf unserer Zugfahrkarten mit Fahrradreservierungen und unterschiedlichen Vergünstigungen hat 1 1/2 Stunden beansprucht, und zeitweise waren zwei Fahrkartenverkäufer beschäftigt, eine reservierbare Verbindung herauszusuchen. Das Ergebnis war eine Abfahrt um 2 Uhr von Bochum, nächtlicher Zwischenstopp von gut einer Stunde am Frankfurter Hauptbahnhof.

Ankunft am Gare du Nord

Gegen Mittag sind wir am Pfingstmontag in Paris angekommen. Es war übrigens der Feiertag, der den Franzosen genommen werden soll. Die meisten Beschäftigten haben wohl nicht ihren Dienst angetreten, so dass es noch ruhig auf den Straßen war.

Unterm Eiffelturm

Wir sind noch an der Seine entlang zum Eiffelturm geradelt, und haben sogar den Arc de Triomphe mit dem Rad zu Zweidrittel umrundet. Wichtig: so in der zweiten oder dritten Außenreihe bleiben, um nicht den aus dem Kreisverkehr ausscherenden Fahrzeugen in die Quere zu kommen.

Von dem Bahnhof Paris Austerlitz fuhren wir am Nachmittag nach Tours und übernachteten in der vorgebuchten Jugendherberge.

Arc de Triomphe

Datum 17.05.2005

Strecke
Tours - Sarmur

Distanz
90 km

Durchschnitt
18,5 km/h

Um 9 Uhr verließen wir die Jugendherberge in der Innenstadt von Tours und fuhren zu dem Loireradweg. Der Radweg ist hier nicht an der Loire entlang geführt sondern weiter südlich. Wie es so ist, wenn ein Schild fehlt oder übersehen wird, fahren wir zu weit südlich und müssen schon einen Umweg in Kauf nehmen.

Zwischendurch wird Proviant besorgt (typisch: Salami, Käse, Pastete fürs Baguette, wobei viele Boulangerien mittlerweile auch dunklere Brotsorten als Alternative zum Weißbrot anbieten).

Die Altstadt von Tours

Um 11.30 Uhr erreichen wir das Schloss Villandry, das wir ausführlich besichtigen. Das Schmuckstück ist der kunstvoll angelegte Garten, der symmetrisch mit Hecken und verschiedenen Gemüsesorten bepflanzt ist. Die verschiedenen Ausführungen der Pflanzenformationen haben jeweils eine besondere Bedeutung. Das Rätsel, wie diese breiten Heckenpartien geschnitten werden haben wir noch nicht gelöst, da ja jede Heckenschere zu kurz ist, um bis zur Mitte der Formationen vorzudringen.

Schloss Villandry

Der Garten von Schloss Villandry

Knapp 3 Stunden dauert unser Rundgang einschließlich der Besichtigung des Schlosses. Der Radweg verläuft in dem Bereich meistens auf dem Loiredeich entlang, und man bleibt vor dem Autoverkehr weitgehend verschont. Teilweise ist der Oberflächenbelag nicht befestigt; für breitere Reifen kein Problem - bei Arnolds 28 mm Profil geht's aber an die Grenze.

Das nächste Schloss Rigny-Ussé schauen wir uns nur von außen an.

Loirebrücke nach Langeais

Abwärts der Loire verläuft der Radweg nicht dirket am Fluss entlang. Um schneller voranzukommen nehmen wir die stärker befahrene Straße D947.

Schloss Rigny-Ussé

Eine interessante Architektur ist hier zu finden, Häuser, ja ganze Weinkellereien sind in den Sandstein geschlagen. Nur die Fronten sind gemauert, die Räume sind in das weiche Gestein getrieben worden. Endpunkt der Reise an diesem Tag ist Saumur.

Savigny-en-Véron

Schloss in Montsoreau

Weinkellerei bei Turquant

In der Touristenzentrale von Saumur erfahren wir, dass es auf der Loireinsel am Zeltplatz eine Jugendherberge gibt, die nicht dem französischen Jugendherbergsverband angehört. Wir übernachten dort und stellen fest, dass wir neben einem kanadischen Reiseradler die einzigsten Gäste sind. Zum Abendessen gibt es Couscous, von dem alle satt geworden sind.

Loirebrücke in Saumur

Datum 18.05.2005

Strecke
Saumur - St. Florent-le-Vieil

Distanz
102,6 km

Durchschnitt
20,2 km/h

Das Frühstück "petit déjeuner" hat meistens nur einen Mindestumfang: Baguette, Butter und Marmelade, dazu Kaffee oder Tee und ggf. Milch. Manchmal gibt es noch Corn Flakes und vielleicht einen Jogurt dazu. In der Jugendherberge haben wir noch das Brot, das für unseren canadischen Mitbewohner vorgesehen war, weggegessen. (Keine Sorge: Für ihn wurde noch etwas aufgetrieben.) Jedenfalls hält das Frühstück für hungrige Radler nicht so lange vor, so dass am Vormittag nachgelegt werden muss.

Das Schloss von Saumur

Wir wollten eigentlich das Schloss von Saumur besichtigen (es war nächtlich beleuchtet und gut von der Jugendherberge aus zu sehen), aber es war geschlossen und brüchige Außenmauern wurden saniert. Der Radweg ist in der Karte auf kleineren Wegen ausgewiesen, die von der Hauptstraße abzweigen. Die Abzweigungen finden wir aber nicht, da die Ausschilderung bis Angers dürftig ist. Da die D751 aber nicht sehr stark befahren ist, ist die gewählte Route ganz akzeptabel.

Die Loire bildet Inseln

Die Loire wird zu einem sehr breiten Strom, der sich in dem Flusstal in Teilströme aufteilt, Inseln bildet und an den Ufern sind Sandstrände zu finden. Die Straße führt oft direkt an dem Fluss entlang. Wir fahren durch pittoreske Dörfer mit schönen aus Sandstein gemauerten Häusern hindurch, die sich harmonisch ins Landschaftsbild einfügen. An den Flusshängen wird Wein angebaut, und so trifft man auch auf größere Kellereigenossenschaften. Eine Besonderheit bilden Champignonfarmen in Höhlen an den Flusshängen. Dies ist der schönste Flussabschnitt, den wir bei dieser Tour passieren.

Historisches Rad

In St-Mathurin-sur-Loire überqueren wir den Fluss, es geht nunmehr rechts-loireisch weiter. Nach dem Einkaufen geht's an eine Picknick-Stelle, mit Bank und Tisch. Diese Radler freundlichen Einrichtungen sind hier oft zu finden. Es geht weiter auf dem Flussdeiche entlang; Angers wird umfahren da der Ort nicht direkt an der Loire liegt. Das Wetter ist weiterhin schwer einzuschätzen, dunkle Wolken wechseln sich mit sonnigen Phasen ab. Zum Glück erwischt uns der Regen (noch) nicht. Hinter Bouchemaine fahren wir entlang der D111 und erste Steigungen müssen überwunden werden. Weiter geht es über eine langgezogene Loireinsel durchs Grüne und das fast ohne Autoverkehr.

St-Mathurin-sur-Loire

In St.-Florent-le-Vieil - direkt vor der Loirebrücke - kommen wir an einem schön gelegenen Hotel vorbei, in dem wir auch gleich Quatier finden. Die Hotelpreise für ein Dreibettzimmer liegen bei 50 Euro, das Frühstück mit rund 7 Euro/Person kommt extra hinzu. Meistens wurde nach Zimmeranzahl abgerechnet; die Belegung des Zimmers hatte weniger Einfluss auf den Übernachtungspreis. Jedenfalls waren die Zimmer in St. Florent-le-Vieil recht einfach, aber sonst in Ordnung. Auffallend ist der Unterschied zwischen der einfachen Zimmerausstattung und der geschmackvollen Präsentation des Restaurants.

St.-Florent-le-Vieil

Unsere Wirtin tauschte am Abend Jeans gegen Kostüm und bewirtete im Restaurant. Bei der Übersetzung der Speisekarte und der Auswahl der Speisen hatte sie jedenfalls viel Geduld mit uns. Wenn dann die Austern zur Vorspeise gehören, eine gute Flasche Rotwein hinzukommt, dann wird das französische Essen nicht billig. 40 Euro für eine gutes französisches Essen auszugeben, ist nicht schwer.

Französich Schlemmen in St.-Florent-le-Vieil

Datum 19.05.2005

Strecke
St. Florent-le-Vieil - Savenay

Distanz
118,2 km

Durchschnitt
18,2 km/h

Nach der Abfahrt um 9 Uhr geht es zuerst an der linken Loireseite weiter, dann zweigt der Radweg ins hügelige Gebiet abseits des Flusses ab. Wir haben bald das Ende des ausgeschilderten Radweges erreicht, und müssen uns nunmehr anhand unserer Michelin-Karten orientieren.

Oberhalb von St.-Florent-le-Vieil

Wir fahren über die D 751, die sich bei Champtoceaux wieder der Loire nähert. Die Straße ist mäßig befahren, also für Radler ganz angenehm. Dafür setzt uns der Gegenwind zu. Dazu zeigt der Himmmel dunkle Wolken, und ein kurzer Regenschauer trifft uns. Das Flussufer wird intensiv landwirtschalftlich genutzt; es dominiert der Gemüseanbau mit vielen Zwiebelfeldern.

Weg an der Loire

Wir nähern uns Nantes; auf dem linken Flussufer ist der Radweg noch gut ausgebaut und mit Blumen verziert. Dann überqueren wir die Loire, und der beschauliche Abschnitt ist erst mal zuende. Durch das Zentrum geht es noch gut voran, aber dann treffen wir auf den Vorort St. Herblains. Auf meiner 20 Jahre alten Karte ist der Ort noch als Bauernnest eingetragen, jetzt zeigt sich ein Moloch mit Industriehallen, Einkaufszentren und Autobahnen. Der Ort scheint kein Ende zu haben, wir sind wohl irgendwie auf Schnellstraßen im Kreis gefahren.

Nantes, im Hintergrund die Loirebrücke

Dann entdecken wir das Hinweisschild nach St. Etienne de Montluc. Endlich entkommen wir der Großstadt, und wir fahren weiter auf der D17. Die Straße steigt langsam an, und wir bewegen uns parallel zu dem Mündungsabschnitt der Loire. Entgegen der Vorhersage ist das Wetter gut; am Nachmittag wurde es sogar ziemlich warm, und die kurze Hose reicht erstmal als Beinkleid aus. In Savenay, einem kleineren Städtchen noch in Sichtweite der Industrieansiedlungen an der der Loire, nehmen wir Quartier. Zur Stärkung gibt es mexikanisches Essen.

Savenay

Datum 20.05.2005

Strecke
Savenay - Arzon

Distanz
118,2 km

Durchschnitt
18,2 km/h

Von Savenay sind wir über kleine, kaum befahrene Straßen über Pontchâteau nach Roche-Bernard gefahren. Die nun genutzte Michelin-Karte im Maßstab 1:150000 eignet sich gut zur Orientierung. Die Regenwolken lagen drohend über uns, aber der kräftige Wind blies sie zumindest von unserer Route weg.

Die Landschaft ist hügelig mit moderaten Steigungen um 2 - 3 %. Viel Landschaft, die wenigen Häuser sind aus Sandstein gebaut. Hinter dem Ort La Roche Bernard wurde in 55 m Höhe der Fluss Vilaine überquert. Hier hat man einen guten Überblick über das tief eingeschnittene Flusstal.

Pont sur la Vilaine

Weiter gehts durch kleine verträumte Dörfer - Dörfer ist schon zu hoch gegriffen. Den meisten Lärm verursachen die Frösche in den Nassgebieten. Langsam nähern wir uns dem Meer, und wir wollen auf der Landzunge um den Golf von Morbihan den Weg fortsetzen.

Landschaft am Südostzipfel der Bretagne

Es gibt hier schöne kleine ruhige Fahrradwege, die auch ausgeschildert sind. Den offenen Atlantik erreichen wir an dem Schloss von Suscinio. Die Küste bildet hier einen breiten Sandstrand. Leider ist es zum Baden noch viel zu kalt, so dass wir es bei einer kurzen Pause belassen.

Schloss Suscinie

Zwischendurch hatten wir von einer Fremdenverkehrszentrale aus ein Hotel in Arzon vorgebucht. Das Hotel war aber nicht der Renner; es gab keine vernünfitge Abstellmöglichkeit für unsere Räder. In dem Ort gibt es eine riesige Marina, aber im Mai ist noch nicht Saison. Der Wind am Abend bei der Restaurantsuche lässt uns trotz warmer Kleidung - soweit die halt ins Radlergepäck passt - schon etwas frösteln.

Scherenküste auf der Atlantikseite

Datum 21.05.2005

Strecke
Arzon - Pontivy

Distanz
93,6 km

Durchschnitt
18,5 km/h

In unserem Reiseführer war zu lesen, dass die Fähre zwischen den beiden Landzungen am Golf von Morbihan zwischen Port Navallo und Locmariaquer nur im Juli und August in Betrieb ist. Auf Vorbestellung im Tourismusbüro von Arizon konnten wir eine Fähre ordern.

Unsere Fähre von Port Navalo nach Loqmariaquer

Die Fähre entpuppte sich als Kleinboot, auf das gerade wir und unsere Räder passten. Der freundliche Fährmann brachte uns in hohem Tempo über die Golfpassage. In dem Golf werden Austern gezüchtet, die in Netztaschen gehalten werden.

Der Golf von Morbihan

Vorerst ging es nordwestlich weiter; dann ein Stück über die vielbefahrene D 158 nach Norden quer durch die Bretagne. Ab Locmaria fürhte die eingeschlagene Route über schwach befahrene Straßen. Die Wege sind hügelig, neben uns Blumenwiesen und viel gelb blühender Ginster.

Kleine ruhige Straßen in der Bretagne

Der Wind kam vorwiegend aus westlicher Richtung; und wir hatten eher Rücken- als Gegenwind. Es zeigten sich graue Regenwolken und in Languidic erwischte uns der Regen das erste Mal - aber der hielt nur 15 Minuten aus. Die Mittagspause verbrachten wir wegen des starken Windes in dem Eingangsbereich einer Kirche. Später wurde es wieder wärmer und freundlicher.

Am Fluss Blavet

Abgesehen von den 4 letzten heißen Tagen unserer Tour blieben die Tagestemperaturen zwischen 14 - 18�C, so dass wir uns meistens noch ein langärmeliges Trikot überziehen mussten. Weiter geht es durch den zentralen Berich der Bretagne durch die Orte Baud und St. Nicolas-des-Eaux.

Das Schloss von Pontivy

Endpunkt der Tagesetappe ist Pontivy, das auf halbem Weg zwischen der Nord- und Südküste der Bretagne liegt. Die Stadt liegt an dem Fluss Blavet und besitzt eine Altstadt mit alten Gebäuden. Es gibt auch ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert, das als Festung mit starken Türmen und hohen Mauern angelegt ist. Im Zentrum der Stadt haben wir diesmal ein Hotel mit Einzelzimmern.

Die Altstadt von Pontivy

Datum 22.05.2005

Strecke
Pontivy - Dinard

Distanz
111,1 km

Durchschnitt
20,0 km/h

In der Nacht hat es heftig geregnet, und am Morgen war nicht zu prophezeien, wie es mit dem Wetter weitergeht. Erst wollten Arnold und Klaus den Zug nehmen, um zur Nordküste zu gelangen. Aber die in der Karte eingezeichnete Eisenbahnverbindung exisiert wohl nicht mehr, und die Busse verkehren an dem Sonntag auch nicht.

Schleuse des Brest-Nantes-Kanals

So sind wir erstmal gemeinsam nach Loudeac geradelt. Dort setzte sich Klaus ab, um ein Teilstück mit dem Bus bzw. der Bahn zurückzulegen. Arnold und Rainer setzten die Fahrt fort. Immer wieder gibt es heftige Regenschauer. Der Himmel verdunkelt sich und dann heißt es Deckung suchen. Zum Glück halten die Schauer nur 1/4-Stunde an, dann kam sogar die Sonne wieder hervor. Das An- und Ausziehen der Regenjacke gehört an dem Tag dazu.

Zwischenstopp in Lamballe

Der Wind aus südwestlichen Richtungen schiebt ganz gut von hinten, so dass wir trotz spätem Losfahren und den Zwangsunterbrechungen recht schnell in den trockenen Phasen vorankommen. An dem Sonntag herrscht wenig Verkehr, so dass man auch größere Straßen gut benutzen kann. Die Route führt über Moncontour, Lamballe und in Matingnon erreichen wir die nördliche Atlantikküste der Bretagne.

Atlantikküste

In Lancieux, einem kleinen Ort vor Dinard, übernachten wir. Zuerst wird Wäsche gewaschen und getrocknet und alle Aufhängemöglichkeiten im Zimmer werden genutzt. Eine Wäscheleine in der Tasche tut hier immer gute Dienste. Es gibt eine Heizung im Zimmer, so dass fast alle Wäscheteile am Morgen wieder trocken sind.

Hotelzimmer in Lancieux

In dem Ort wird wieder französich gegessen und der Atlantik bietet anschließend noch einen schönen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang an der Atlantikküste mit Blick auf St. Jacut-de-la-mare

Datum 23.05.2005

Strecke
Lancieux - Mont-St-Michel

Distanz
89,0 km

Durchschnitt
18,8 km/h

Von Lancieux nach St. Malo sind es 20 km. Das Wetter ist freundlicher geworden. Wir radeln in Küstennähe. Vor St. Malo an der Bucht des Gezeitenkraftwerkes wird die Straße vierspurig. Wir haben wieder das Gefühl, auf einer Autobahn gelandet zu sein, aber Fahrradverbotsschilder gibt es nicht.

In St. Malo treffen wir vereinbarungsgemäß den Klaus wieder. Er musste mit Bus und Bahn fahren und dreimal umsteigen.

Bucht vor St. Malo

Eigentlich wollten wir uns von St. Malo mit einer Fähre nach Jersey übersetzen lassen. Von der Insel aus wollten wir uns dann zur Normandiespitze bei Cherbourgh übersetzen lassen. Es stellte sich aber heraus, dass die Schnellboote des Fährverkehrs auf Tage im Voraus ausgebucht sind. Der Hin- und Rückfahrt für einen Tagesbesuch ist noch ganz erschwinglich. Will man die Insel nicht am gleichen Tag wieder verlassen (Hin- und Rückfahrt: 29 Euro), dann ist der Fährpreis extrem hoch (39 Euro für das Einzelticket).

St. Malo, Befestigugnsmauern und Hafen

Die Auskunft der Mitarbeiter der Fährgesellschaft war dürftig. Man riet uns davon ab, von Jersey zur Normandiespitze überzusetzen, da es keinen regelmäßigen Fährverkehr gibt und nur Fischer zu überhöhten Preisen eine Überfahrt anbieten. Da blieb uns natürlich nichts anderes über als weiterzuradeln. Vorher aber unternahmen wir einen Rundgang durch St. Malo. Wir besuchten die Festungsanlagen beginnend am Fort National und fuhren dann mit dem Rad durch das Zentrum. Schließlich wurde noch eingekauft und an der Uferpromenade gefrühstückt.

Fort National vor St. Malo

Wir fahren an einem abwechselungsreichen Küstenabschnitt vorbei. Es gibt blaues Meerwasser, Steilküsten, die sich mit Sandstränden abwechseln. An dem vorspringenden Punkt Pointe du Groin legen wir eine Pause ein. Vor hier hat man einen weiten Überblick über die Buchten und der Mont-St.-Michel kann noch als unscharfer Felsen wahrgenommen werden. Während eines letzten kurzen Schauers stellen wir uns in einem Betonbunker aus den Verteidigungsanlagen des Zweiten Weltkrieges unter.

An der Atlantikküste "Mini-Mont St. Michel"

Weiter an der Bucht entlang nehmen die steilen Küstenabschnitte ab. Dafür stehen in dem flacheren Gebiet eine Vielzahl alter Windmühlen. Viele der Mühlen sind renoviert und werden auch zu Wohnzwecken genutzt.

Am Golf von St. Michel

Um mit dem Auto nach Mont St. Michel zu gelangen, muss man einen größeren Bogen schlagen. Auf der Karte finden wir einen Weg auf kleinen Straßen, der durch das Polderland in der Küstenebene führt. Dieser Weg mündet einige Kilometer vor St. Michel auf der Zufahrtstraße. Es gibt nur eine Route durch die Felder und Polder, alle anderen Wege enden im Nirwana. Der Mont St. Michel ist meistens in Sichtweite und steht da wir eine Fata Morgana, der man nicht wirklich näher zu kommen scheint.

Windmühle bei St. Vivier sur Mer

An der Zufahrtstraße nehmen wir ein Hotel. Nach dem Ausräumen und Frischmachen radeln wir die 6 Kilometer nach Mont St. Michel. Die Fahrraäder müssen im Zugangsbereich der Festung abgestellt werden. Wir unternehmen eine ausführliche Erkundung des Berges. In der Unterstadt sind Häuser, genutzt als Restaurants und Andenkenläden, untergebracht. Die Kirche ist auf der Spitze und die zugehörigen Klosterräume sind auf der offenen Seeseite untergebracht.

17:40 Uhr: Mont St. Michel

Es ist zu spät, die Kirche zu besichtigen (bis 18 Uhr geöffnet). Wir essen auf Mont St. Michel in einem der Restaurants zwischen japanischen Touristen. Ich bin dann noch bis zur Dunkelheit geblieben, da die Illumination des Berges sehenswert ist.

22:33 Uhr: Mont St. Michel

Datum 24.05.2005

Strecke
Mont St. Michel - Lingreville

Distanz
98 km

Durchschnitt
18,3 km/h

Am Morgen lassen wir erst unser Gepäck im Hotel, um nun die Kirche und die zugehörigen Gebäude zu besichtigen. Am Morgen um 9 Uhr ist noch nicht viel los, so dass wir ohne Wartezeit die Besichtigung starten können. Zuerst geht es eine längere Treppe hinauf und man gelangt zu der Abteilkirche, die das oberste Gebäude auf dem Mont bildet.

Der gotische Kreuzgang

Im weiteren Rundgang trifft man auf den gotischen Kreuzgang, den Speisesaal und dann geht es hinab in die Krypta, die auf mächtigen Säulen die Kirche trägt.

Der Speisesaal

Interessantes technisches Detail ist der Schrägaufzug, auf dem Lebensmittel für Gefangene nach oben transportiert wurden, während der Zeit, als die Klostermauern als Gefängnis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts genutzt worden sind. Für den Rundgang sollten schon 2 - 2 1/2 Stunden einkalkuliert werden.

Gegen 12 Uhr verlassen wir den Klosterberg, holen das Gepäck und fahren dann weiter nach Avranches. Zuerst radeln wir auf kleineren Straßen und meistens bleibt der Berg im Blickfeld.

Antriebsrad des Schrägaufzuges

Die Stadt Avranches bildet den Engpass im Zipfel des Golfes, so dass wir nicht umhinkommen, die stark befahrene D7 zu benutzen. Dann geht es weiter nach Genêts an der Küste. Aufgrund der Topographie nähern wir uns wieder dem Mont St. Michel. Der Felsen kann bei Ebbe von hier aus zu Fuß erreicht werden. So wie wir am Vortag viele Stunden gebraucht haben, den Mont zu erreichen, so dauert es nunmehr ebenso lange ihm zu entkommen. Mittlerweile haben wir die Bretagne hinter uns gelassen und sind nunmehr in der Normandie. Auch hier fahren wir wieder über hügeliges Terrain.

Mont St. Michel auf der Weiterfahrt

In der Stadt Granville müssen wieder verkehrreiche Straßen benutzt werden. Es ist in großen Städten nicht einfach, die richtige Richtung einzuschlagen, zumal die Wegweiser für Autofahrer vorgesehen sind.

Die Hoteldichte in der Normandie ist geringer, und wir fragen bei Privatpensionen an. An einer besetzten Pension verweist man uns an eine andere freie Unterkunft. Das Gebäude liegt vollkommen abseits und nur nach mehrmaligem Befragen der Einheimischen finden wir das Haus. Freunlicherweise bringt uns unsere Wirtin noch zu einem Restaurant, da wir noch nicht zu Abend gegessen hatten.

Privatpension bei Lingreville

Datum 24.05.2005

Strecke
Lingreville - Bayeux

Distanz
91,2 km

Durchschnitt
18,9 km/h

Am Morgen gibt es eine freundliche Verabschiedung. Wir fahren weiter auf kleinen Straßen in nordöstliche Richtung. Es gibt viel Landschaft, Felder, Rinder auf den Feldern, kleine Dörfer und bunte Wiesen. Es wird schnell warm, endlich kurze Hose und kurzärmeliges Trikot. Bald steigen die Temperaturen auf 27�C, es ist richtig Sommer. Die Anstiege in der Normandie sind steiler als in der Bretagne, 4 - 6 % sind schon drin.

Häuser in der Normandie

Bei dem heißen Wetter nimmt der Getränkebedarf deutlich zu. In der schwach besiedelten Region und auf unseren Wegen abseits der Zentren gibt es nicht sehr viele Einkaufsmöglichkeiten, so dass man sich mit Wasser eindecken muss. Die Nebenstrecken sind ordentlich asphaltiert und gut fürs Radeln auch mit schmale Reifen geeignet.

Die Kathedrale von Bayeux

In Bayeux stoßen wir auf eine interessante Kathedrale. Sie weist neben zwei Türmen an der Länsseite im Mittelschiff noch einen Vietlingsturm auf. Dieser ist äußerst detailreich gestaltet. Wir entscheiden uns, die Stadt und die Kathedrale mal näher in Augenschein zu nehmen. Zuerst suchen wir eine Übernachtungsmöglichkeit und finden den Hinweis auf die Jugenherberge.

Hochamt der Kathedrale

Die Jugendherberge liegt ganz zentral - vielleicht 200 m von der Kathedrale entfernt. Sie ist in einem alten Sandsteingebäude untergebracht mit einem schönen Innenhof ausgestattet. Nach dem Einquartieren besuchen wir die Kathedrale, die innen reich mit Bildern, Plastiken und farbigen Fenstern ausgestattet ist. Es ist noch recht früh und wir unternehmen noch einen Stadtbummel.

Mühle an der Aure im Zentrum von Bayeux

Heute gibt es was Türkisches: Einen Dönerteller zum satt werden. Am Abend sitzen wir im Innenhof der Herberge. Es ist noch angenehm warm, wir spielen Skat und trinken Cidre, der neben dem Calvados in der Normandie erzeugt wird.

(Bevor einer meckert: Wie auf dem Bild zu sehen gibt es auch auch Bier und Rotwein zu trinken.)

Bei unserem Besuch war uns nicht bekannt, dass ein berühmter Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert in Bayeux existiert; man kann nicht alles bekommen..

Innenhof der Jugendherberge

Datum 26.05.2005

Strecke
Bayeux - Lisieux

Distanz
120 km

Durchschnitt
19 km/h

Die Steigungen haben dem Klaus zugesetzt; er hat arge Knieprobleme, und er will den Rest nach Paris mit der Bahn zurücklegen. Von Bayeux fuhren dann Arnold und Rainer direkt - zumindest im zweiten Anlauf, als dann die Richtung stimmte - zu dem Ort Arromanches an der Küste. Dort liegen die Strände der Invasion im Zweiten Weltkrieg. Wir kamen zum Gold Beach, und dort liegen die Landungsbrücken der Aliierten noch im Meer. Die Küstenorte sind geprägt durch Erinnerung und Vermarktung der Invasion. Es befinden sich dort neben den erhaltenen Festungsbauwerke Museen, Gedenktafeln und ausgestellte Panzer.

Landungsbrücke am Gold Beach

Zwischendurch treffen wir auf eine größere Rennradgruppe, mit denen wir bei Tempo 30 - 40 km/h vorübergehend mithalten können. An einer etwas längeren Steigung hängen sie uns doch ab. Bei mir springt schon die Kette. Wie sich zuhause zeigte, waren die Ritzel und auch die Kettenblätter am Ende. Bei Lions legen wir am Strand erstmal eine Rast mit dem obligatorischen zweiten Frühstück ein. Es ist wieder sehr heiß, aber mehr als den Finger ins Meer zu stekcen ist nicht drin; wir schätzen die Temperatur auf 12 - 14�C.

Landhaus in der Normandie

Den Fluss Orne wollten wir an der Pegasus Hubbrücke überqueren; die war allerdings wegen Wartungsarbeiten gesperrt. So mussten wir weiter Richtung Innenstadt von Caen fahren, um die nächste Brücke zu nutzen. Auf stark befahrenen Straßen mussten wir erstmal aus der Stadt herauskommen. Danach benutzten wir wieder kleinere, kaum befahrene Straßen durch hügeliges Gelände. Die Häuser sind meistens Fachwerkgebäude mit vertikalem Ständerwerk. Auch trifft man opulente Landhäuser - fast schon Schlösser, die hinter schmiedeeisernen Toren abgeschottet sind. Meistens wird der Boden landwirtschaftlich genutzt, hin und wieder passieren wir aber auch Waldgebiete.

Die typischen Fachwerkständerhäuser in der Normandie

Es sind zahlreiche Steigungen zu erklimmen. Wir erreichen den Zwischenstand von 1000 km (auf Arnolds Tacho). Gegen 18 Uhr kommen wir in der Stadt Lisieux an und entschließen uns, dort zu bleiben. Wir kurven in den Innenstadtstraßen herum und folgen den Hotelhinweisen und erkundigen uns in einer Bar nach einer Unterkunft.. aber die kannten sich wohl auch nicht aus. Jedenfalls finden wir erst nach einiger Zeit ein 1-Sterne-Hotel, etwas abseits der Innenstadt und in die Jahre gekommen, mit verwelktem Charme. Dafür gibts die Übernachtung für 25 Euro zuzüglich Frühstück, ruhig ist es auch, und mehr wollten wir ja garnicht.

Blick auf Lisieux

Datum 27.05.2005

Strecke
Lisieux - Pacy sur Eure

Distanz
134 km

Durchschnitt
18,4 km/h

Wir haben zwei Optionen, entweder möglichst nahe nach Paris zu gelangen, um am nächsten Tag, dem Abreisetag, aureichend Zeitvorsprung zu haben, oder ein Teilstück noch mit dem Zug zurückzulegen. Mal schauen wie�s läuft...

Wie immer dauert es eine halbe Stunde, bis die verkehrsreichen stadtnahen Straßen überwunden sind.

La Courtonne

Es wurde immer heißer und dementsprechend nimmt der Wasserverbrauch zu. Frühstückspause ist an diesem Tag in Serquigny. Zwar sind die Steigungen nicht mehr so extrem wie am Vortag, dafür herrscht nun Gegenwind. Der Wind kühlt zwar, aber das Quecksilber steigt bis auf 34�C.

An der Eure bei Breuilpont

Arnold legt ein scharfes Tempo vor. Zwischen Beaucmont und Evreux benutzen wir die geradlinige D31; man kommt schnell voran aber der Weg ist etwas eintönig. In Evreux besichtigen wir mal eben die Kathedrale, und schon gehts weiter.

Blick auf die Eure

Der weitere Weg führt wieder auf kleineren Straßen entlang. Es wird spät und es ist garnicht so einfach, ein Hotel zu finden. Das Hotel in Bueil ist ausgebucht, und so müssen wir noch einen Umweg über Pacy-s-Eure fahren. Es dämmert bereits, als wir parallel zur Eure hinauffahren. Das aufgesuchte Hotel mit Blick auf den Fluss ist sehr gechmackvoll eingerichtet, und wir gönnen uns ein gutes französisches Menü.

Unser Hotel an der Eure

Datum 28.05.2005

Strecke
Pacy sur Eure - Paris

Distanz
105 km

Durchschnitt
15,1 km/h

Wir konnten es nun beruhigt zur letzten Etappe angehen lassen. Es ging anfangs wieder über kleinere Straßen. Wir fuhren an Getreidefeldern vorüber. Je weiter wir uns Paris näherten, umso größer und verkehrsreicher wurden die Straßen. Zum Glück war es nicht mehr so extrem heiß, wie am Vortag.

Schloss vor Paris

La Défense von St. Germain gesehen

Blick vom Bd. Charles de Gaulle zum Arc de Triomphe

Die Frühstückspause wurde in dem Ort Maule verbracht; hier bereitete sich die Bevölkerung auf ein Musikfestival vor. Die ländliche Idylle wurde allmälich verlassen. Wir fuhren direkt in westlicher Richtung über Orgeval in Richtung der Pariser Innenstadt. Wir kommen durch St. Germain, und von dort hat man von der Anhöhe aus einen weiten Blick auf den Pariser Innenstandbezirk.

Moulin Rouge

Deutlich ist das neue Geschäftsviertel La Défense zu erkennen. Die Hochhäuser dominieren die Skyline, wenn man sich vom Westen her der Pariser Innenstadt nähert. Wir schlagen die Richtung ein, und müssen dreimal die Seine überqueren. Die Straßen werden immer breiter und irgendwie landen wir vor dem La Défense in der Sackgasse und fahren mit dem Rad im Kreis. Irgendwie scheint es kein Entkommen mehr zu geben. Wir versuchen südöstlich über die Seine zu entkommen; aber wir kommen nicht auf die Brücken.

Blick von Sacré Coeur

Dann finden wir einen Aufzug, in den gerade die Fahrräder hineingequetscht werden können. So gelangen wir auf die Fussgängerplattform des La Défense vor dem La Grand Arche, der in der Verlängerung der Avenue Charles de Gaulle liegt und dessen Bogen auf den Arc de Triomphe ausgerichtet ist. Die Orientierung ist nun einfach. Aufgrund der geraden Führung der Straßen ist es unter Zuhilfenahme eines Stadtplans (im Gegensatz z.B. zu den verschlugenen Pfaden von Essen-Katernberg) nicht schwer den richtigen Weg zu finden. An dem Samstagnachmittag herrscht jedoch stärkerer Verkehr, so dass wir die den Arc de Triomphe jetzt zu Fuss umrunden.

Sacré Coeur

Über den Boulevard des Courcelles geht es am Parc de Monceau vorbei. Aufgrund des warmen Wetters suchen die Pariser das Freie auf, und hier sind die Innenstadtparks favourisiertes Ziel. Die Straßen im zentralen Paris sind natürlich enger als die Ausfallstraßen, und der Autoverkehr staut sich. Mit dem Fahrrad schlängeln wir uns dadurch - mit Klingeln und Pfeifen bahnen wir uns einen Weg. Ein Teilstück begleitet uns noch ein in Paris wohnender deutscher Student. Wir kommen am Place de Clichy und an der Moulin Rouge vorbei.

Abbiegen auf dem Boulevard de Magenta

Am Gare de Nord treffen wir uns wieder mit Klaus. Er hatte noch zwei Tage in Bayeux verbracht. Wir wollten das Gepäck am Gare de Nord deponieren; das stellte sich als aufwändig (Durchleuchten) und unverschämt teuer heraus. So nahmen wir unser Rad mit Gepäck und fuhren Richtung Monmatre und nach Sacré Cour hinauf und verbrachten dort die letzten zwei Stunden vor der Abfahrt.

Für die Rückreise hatten wir einen Liegewagen vorgemerkt. Die Strecke war bis Osnabrück gebucht, da der Ort als erster Aussteigebahnhof angegeben ist. Wir konnten aber schon in Dortmund den Zug verlassen, da dort die Teilzüge getrennt werden.

Ausfahrt aus dem Gare du Nord