Fahrradtour Frankreich 2010
Teil 1

Cote d'Azur - Provence
Marseilles, Nizza, Cannes, St. Raphael, Frejus, Bagnols-En-Forêt, Fayence, Comps sur Artu, Col d´Verdon, Aiguines, Lac de Sainte Croix, Moustieres Sainte Marie, Valensole, Forcalquier, Cucuron, Bonnieux, Rousillion, Sault, Gorges de la Nesque, Mazan, Carpentas, Chateauneuf-du-Pape, Orange

Datum 21.05.2010

Strecke
Anreise und Aufenthalt in Marseilles

Am Donnerstag Abend beginnt unsere Tour: 21.55 Uhr Bochum; 23.27 Uhr Düsseldorf: city night line nach Basel. Beim abendlichen Waschen gleich ein GAU in Rainers Kulturtasche: Schampoo ausgelaufen. In Basel kommen wir einige Minuten zu spät an: Der Anschlusszug ist weg, aber mit einer anderen Verbindung erreichen wir Genf zur vorgesehenen Zeit. Dort gibt es ein Hin- und Herrennen, bis wir den richtigen Bahnsteig mit dem Grenzübergang nach Frankreich gefunden haben und wir erreichen so gerade noch den Zug.

Regionalbahn in Frankreich

In Lyon müssen wir eine Fahrkarte nach Marseille kaufen. Hektik, nachdem wir endlich den richtigen Fahrkartenschalter gefunden hatten. Dort wird uns mitgeteilt, dass die Fahrkarte nur im Zug gekauft werden kann, da das Reservierungssystem abgestürzt ist. Dann gelangen wir mit viel Hektik (Heinz blieb noch fast im Aufzug stecken) noch zum Abfahrt bereiten Zug.

Der Bahnhof St. Charles von Marseilles

Auf der Bahnhofsplattform

Altstadtviertel Panier von Marseilles

Im Anschluss fällt die Lok wegen eines Schadens aus. Statt direkt nach Marseille zu fahren, müssen wir in einen anderen Zug umsteigen und anschließend noch mal in Valence den Zug wechseln. Wir stehen im Ausgangsbereich des letzten Waggons und ein Fahrrad hängt über dem Gemälde, das ein Mitreisender mit sich führt.

Marseilles

Überraschender Weise erreichen wir an dem Abend noch Marseilles. Das Hotel ist vorgebucht. Am Abend bummeln wir noch durch die Multi-Kulti-Stadt, die besonders durch afrikanische Migranten geprägt ist.

Einfahrt zum alten Hafen

Datum 22.05.2010

Etappe
Nizza - Frejus

Distanz
85 km

Durchschnitt
17,1 km/h

Am nächsten Morgen wollen noch weiter nach Nizza fahren; nach Auskunft der Bahn geht das nur um 7:27 oder 14:27. Der letztere Termin ist uns viel zu spät, so dass wir mitten im Urlaub um 6 Uhr aufstehen müssen. Frühstück gibt es noch bei einem freundlichen Tunesier mit Cafe-au-lait und einem in Öl gebackenen Teilchen.

Mittelmeerstrand bei Nizza

Im Bahnhof von Marseille steht bei unserer Ankunft ein Nachtzug, der von Straßburg nach Nizza verkehrt und der 50 Minuten Verspätung hat. Besser den als gar keinen oder einen späteren Zug. Nach 20 Minuten geht es dann los. Es gab dann noch interessante Unterhaltungen im Zug mit einem Tschechen der auf Tour ist und in der Nähe von Toulon für ein paar Tage einen Hausmeisterjob gefunden hat.

Antibes

.. und dann plauderten wir noch mit einem französischen Musiker. Jedenfalls zeigten die Mitreisenden viel Interesse an unserem Vorhaben. Nach 3 Stunden kommen wir in Nizza an. Vom Bahnhof aus fahren wir direkt zur Mittelmeerküste. Dort verläuft eine Strandpromenade mit einem zweispurigen Radweg. An dem Samstag sind viele Radfahrer unterwegs, allerdings sind Radreisende mit großem Gepäck Exoten. Eher begegnen uns Rennradgruppen, die aber auf der Straße fahren.

Antibes

Westlich des Flughafens hört der Radweg auf; es geht dann auf der Straße weiter. Wir fahren auf der Küstenstraße, meistens in Sichtweite des Mittelmeers. Es wird einem bewusst, dass es sich um eine der schönsten Küstenabschnitte handelt. Direkt hinter dem Mittelmeer erheben sich die die Berge. Viele Orte mit historischer Bausubstanz, mit Burgen und hohen Mauern. Antibes ist so ein alter wehrhafter Ort. Weite Buchten mit steil ansteigenden Halbinseln bilden die Cotê d´Azur.

Cannes

Um Nizza dominieren Kiesstrände (Wasserschuhe sind hier empfehlenswert); weiter westlich gibt es mehr Sandstrände. Meistens sind es schmalere Buchten, die von Steilformationen eingeschlossen sind. Dann kommt Cannes, zuerst begrüßt uns eine blühende und duftende Strandpromenade.

Das „Palais des Festivals et des Congrès“

Wir haben die Filmfestspielwoche erwischt. Vor den Nobelhotels warten die Menschen mit Kameras, um einen Star aufs Foto zu bannen und viele Menschen und Autos drängen sich durch die Stadt. In Cannes sind die Straßen verstopft; mit den Rädern und den weit auskragenden Packtaschen kommt man nicht so leicht an den Autos vorbei, so dass man auch mal kurz warten muss.

Westlich von Cannes

Im Übergang zur nächsten Bucht vor Miramar erwartet und die erste größere Steigung; es geht etwa 100 Meter bergan, aber ist ein Kinderspiel. Allerdings hat Rainer ein Problem mit dem Rad; nach dem letzten Kettenwechsel springt die Kette über das mittlere Kettenblatt. Die Zähne des Blattes sind ausgenudelt. Im Verlaufe der Tour hat sich gezeigt, dass das mittlere Kettenblatt überflüssig ist: es geht sowieso nur bergan oder bergab. Und so muss es fortan das mittlere Blatt möglichst meiden.

Erster Aufstieg bei Anciens Combattants

Wir gehen natürlich auch schwimmen, das Wasser hat schon eine angenehme Temperatur und erfrischt noch. An der Küstenstraße kann man eigentlich ganz gut radeln obwohl viel Verkehr herrscht. Aufgrund der langen Ortsdurchfahrten und unübersichtlichen Kurven können Autofahrer auf der Küstenstraße nicht so rasen.

Mittelmeerküste

Es folgt Saint Raphael; der Ort zieht sich lang hin, und am Ortsende verlassen wir die Mittelmeerküste. Wir fahren durch den Ort Frejus und kommen durch Industriegebiete mit sehr viel Verkehr. Von der Nationalstraße N7 biegen wir auf die D4, und dann wird es ruhiger. Auf der Strecke liegen Campingplätze und einen davon nehmen wir. Nach dem GAU in der Kulturtasche gab es eine weiter Flüssigkeitsfreisetzung: Cola in der Packtasche. Wir bauen dann zum ersten Mal auf Tour unsere Zelte auf.

Staint Raphael

Datum 23.05.2010

Etappe
Frejus - Comp sur Artu

Distanz
89 km

Durchschnitt

Wir haben bestens im Zelt geschlafen. Die selbstaufblasende Luftmatratze bot ausreichend Polsterung und der dünne Schlafsack (700 g) mit Seideninlett reichte auch aus. Zum Frühstück haben wir Baguette, Butter, Marmelade und eine Salami organisiert; dazu wird Orangensaft serviert.

Unser Campingplatz in Frejus

Nach dem Einpacken geht es auf der Straße D4 leicht bergan. Wir queren die Autobahn A8 und vor uns türmen sich die bewaldeten Berge auf. Vorerst erwarten uns noch moderate Anstiege mit kurzen Gefällestrecken.

Auffahrt in die Provence

Dann folgt ein heftiger Anstieg von 250 m auf 780 m mit vielen Serpentinen und wir erreichen das Dorf Bagnols-En-Forêt. Der erste Eindruck ist, dass wir ein verschlafenes Nest erreicht haben.

Bagnols-En-Forêt

Dieser erste Eindruck ändert sich schlagartig, als wir in den Ortsmittelpunkt erreichen. An dem Samstag ist ein Flohmarkt aufgebaut, die Cafes sind voll besetzt, die Leute kaufen ein, Motorradfahrer präsentieren sich und eine wilde Horde Engländer mit Mini Coopern fahren durch die engen Dorfstraßen.

Nördlich von Bagnols-En-Forêt.

Der Ort hat schmale enge aber steile Gassen. Die Häuser sind aus Naturstein gebaut oder farbig verputzt, und diese Merkmale prägen die Dörfer in der Provence. Eine Kirche und ein Brunnen, ein Cafe und eine Boulangerie gehören immer zum Ortsbild dazu. Bäume an der Hauptdorfstraße spenden Schatten.

Fayence

Wir haben auch eine Pause verdient und finden noch einen Platz im Cafe; und es gibt einen großen Cafe-au-lait. Nach 10 km legen wir eine Verschnaufpause und dann folgt wieder ein anstrengender Anstieg. Meist fahren wir durch bewaldetes Gebiet; auffällig sind die schmalen spitzen Akazien am Wegesrand. Hin und wieder führt der Weg an Weinbergen vorbei.

Fayence

Die nächsten Orte sind Saint-Paul-en-Forêt und Fayence. Die D562 windet sich auf Serpentinen durch den Ort. Die Straße wird recht schmal und es herrscht wenig Verkehr; während der französischen Ferienzeit mag das wohl ganz anders aussehen. Es folgt der Ort Pouilégliso. An der Straße sind Terrassen mit Olivenbäumen und Korkeichen angelegt

Bergan auf der Route Napoleons

Zum Nachmittag hin haben wir die Passhöhe mit ca. 1200 m erreicht. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass das hier so hoch ist (hätte man ja auch vorher nachlesen können). Wir fahren auf der Strecke (D 6085), die einst Napoleon nach seiner Verbannung aus Elba nahm, um nach Frankreich zurückzukehren. Dann erreichen wir die Nationalstraße D21; Napoleon schritt gerade aus weiter; aber wir biegen aber hier links ab.

Berglandschaft

Die Landschaft hat sich geändert; wir fahren durch ein breites Tal, die Berge liegen jetzt mehr im Hintergrund. Es herrscht wieder stärkerer Verkehr, aber dafür geht es sacht bergab, so dass wir am späten Nachmittag noch etliche Kilometer zurücklegen können. Dann fällt uns auf, dass es hier überhaupt keine Infrastruktur gibt, keine Hotels, keine Zeltplätze, keine Restaurants.. - wo mögen wir heute Nacht wohl landen ?

Bocciaspieler in Pouilégliso

In Comps-zur-Artu finden wir ein Restaurant, welches gut besucht ist. Also wenigstens gut essen und gut trinken, den Rest wird man sehen. Das Mahl zieht sich so 1 ½ Stunden hin, und dann ist es auch schon fast dunkel. Wir erinnern uns an einen Bachlauf mit Wiesen an der Uferböschung, den wir vorher passiert haben.

Pouilégliso

Wir fahren zurück und finden eine geeignete Wiese neben dem Bach. Gut, dass wir das Aufbauen der Zelte schon mehrfach geübt haben - im Licht der Akkubeleuchtung bauen wir die Zelte auf, und schlafen mit Unterstützung des Rotweins beim Essen schnell ein, es war ja auch ein schwierige und sehr erlebnisreiche Etappe.

An der Nationalstraße N85

Passhöhe

Zeltaufbau bei Comp sur Artu

Datum 24.10.2010

Etappe
Comp sur Artu - Lac de Sainte Croix

Distanz
58 km

Durchschnitt
17,1 km/h

Zum Frühstück gibt es noch ein paar Baguettestücke, die wir beim abendlichen Essen haben mitgehen lassen. Das Wasser des Baches ist zwar noch ziemlich kalt, aber für eine gehobene Katzenwäsche reicht es aus. Die Tagesetappe zeichnet sich durch ein auf- und ab aus. Um 12 Uhr erreichen wir auf der Tagesetappe den ersten größeren Ort: Trigance. Ein typisches Provence-Dorf mit einer mittelalterlichen Burg oberhalb der Dorfbebauung.

Auf der N955

Hier bekommen wir endlich den vermissten Cafe-au-lait und in der Boulangerie mit Spezialgebäck decken wir uns erst einmal ein, das Frühstück ist ja nicht so üppig gewesen. Über Serpentinen geht es heftig bergan. Von der D90 gelangen wir dann auf die D71 und immer weiter geht's bergan. Vor uns liegt die Brücke Chaulière-Brücke über den Artuby, die wieder etwas tiefer liegt und von Bungeespringern genutzt werden soll.

Trigance

Nach einigen Serpentinen können wir das erste Mal in die Schlucht des Verdon schauen. Tief untern in dem Canyon schängelt sich der grüne Fluss durch das Felsmassiv.

Auf der N90

Bis zu 700 m tief soll die Schlucht sein. An einigen Stellen wird die Straße durch durch kurze Tunnel geführt, und immer wieder halten wir an, um in den Canyon zu blicken. Die Straße ist recht schmal, aber er herrscht auch wenig Verkehr. Wir kommen heftig ins Schwitzen, aber wir haben genügend Wasser gebunkert. Bei unserem Gepäck kommt es auf einen Liter mehr oder weniger auch nicht an.

Aufstieg neben der Verdon-Schlucht

Dann erreichen wir endlich die Passhöhe mit 1206 m. Der Aufstieg hat schon viel Kraft gekostet. Die Autotouristen an dem Aussichtspunkt sind neugierig auf uns. Fahrräder mit so riesigen Gepäcktaschen sind in Frankreich nicht so bekannt; der Franzose fährt lieber mit seinem Rennrad durch die Gegend.

Blick in die Verdonschlucht

Wir erblicken dann auch den Stausee Lac de Sainte-Croix am Austritt der Schlucht. Von nun an geht es bergab. Eine steile Abfahrt erwartet uns. Auf halber Höhe erreichen wir das Dorf Aiguines mit dem markanten Schloss: ein quadratischer Bau mit jeweils einem Turm an den Gebäudeecken. Es gibt erstmal Wassernachschub und ein Eis und dann geht es weiter bergab - wir gewonnen so zerronnen.

Abfahrt nach Aiguines

Am nördlichen Zipfel des Stausees - nahe der Mündung des Verdon - befindet sich ein netter Campingplatz. Der Platz ist noch schwach belegt, und wir können uns den idealsten Standort aussuchen. In dem Campingplatz-Restaurant gibt es gut zu essen und leckeren Rotwein. An dem lauen Frühsommerabend spazieren wir noch zum See und ich nehme noch ein Nachtbad. Wieder ein toller und spannender Reisetag.

Das Schloss von Aiguines

Datum 25.05.2010

Etappe
Lac de Sainte Croix - Forcalquier

Distanz
69,3 km

Durchschnitt
km/h

Nach dem Frühstück (es gibt Baguette, Butter, Marmelade, Käse, Salami und Orangensaft) umfahren wir den nördlichen Zipfel des Sees. Auf dem Verdon fahren viele Tretboote, die für einen Abstecher in die Schlucht genutzt werden. Es ist schon früh warm, und so gibt es noch ein morgentliches Bad bevor wir das Seeufer wieder hinter uns lassen.

Der Lac de Sainte Croix

Der nächste größere Ort ist Moustiers-Sainte-Marie. Die Häuser kleben an den Bergen und der Ort erregt unser Interesse, so dass wir den Umweg mitten durch das Dort nehmen. Ein Dort mit engen Gassen, hinter den Häusern erhebt sich eine steile Felswand mit einem Wasserfall. Die Infrastruktur des Ortes ist natürlich mit Restaurants und Kunstgewerbe auf den Tourismus ausgerichtet.

Moustiers-Sainte-Marie

Der Anstieg zum Dort hat uns wieder ganz schön zum Schwitzen gebracht; da hilft ein Brunnenkopfstand zur Abkühlung. Da die vorbei kommenden Touristen ihre Kamera nicht schnell genug gezückt haben, muss Rainer den Brunnenkopfstand wiederholen.
Auf dem weiteren Weg durch die Provence gibt es danach nicht mehr solche extremen Steigungen und Abfahrten mehr. Der nächste Ort auf unserem Weg ist Riez. Der Dorfbrunnen, das Cafe und die Kirche liegen an der Durchgangsstraße, die von Platanen gesäumt ist, deren Blätter sich noch entwickelt haben.

Brunnenstand in Moustiers-Sainte-Marie

Dann eine eindrucksvolle Passage weiter nach Valensole. Im Nord-Osten können wir die Alpen sehen und die ganze Zeit begleitet und ein schneebedeckter Berg mit einem charakteristischen Turm. Die Insider wissen gleich Bescheid: Das ist der Mont Ventoux, der Berg der Berge für den Radprofi. Ich muss ja zugeben, dass wir das erst am Abend im Gespräch auf dem Campingplatz erfahren haben. Das ist ja der Nachteil der GPS-Navigation gegenüber dem Fahren nach der Karte, das die Informationen über das weitere Umfeld kaum zugänglich sind, wenn die Route einmal eingegeben ist.

Der Wasserfall am Berghang von Moustiers-Sainte-Marie

Die Straße ist gesäumt von Feldern mit gelben und roten Blumen und wir haben eine ungestörte Sicht auf die Berglandschaft im Hintergrund. Wir erreichen Valensole und fahren entlang einer Allee mit blühenden Kastanien in den Ortskern, der in der Mittagszeit ausgestorben ist. Nur in dem Straßencafe neben dem Dorfbrunnen haben sich einige Menschen eingefunden, die im Schatten der Bäume verweilen. Auch wir legen eine Mittagspause mit Cafe-au-lait und Kuchen ein.

Nochmal: Moustiers-Sainte-Marie

Hinter Valensole passieren wir riesige Lavendellfelder - leider von der Jahreszeit her zu früh. Den Duft und die violette Farbe können wir nur erahnen. Dann haben wir einen Blick auf ein weites Flusstal vor uns. Nach einer Abfahrt von der Hochebene überqueren wir den Fluss La Durance.

Riez

Wir hatten in Vanlensole gut eingekauft und haben uns ein schönes Plätzchen auf der Zufahrt zu einer Villa für die Rast ausgesucht. Nachdem die ersten Baguettes belegt waren, kommen die Villenbesitzer vorbei und mit dem Verweis auf das Schild "domain private" werden wir vom Platz verwiesen. Es ist nicht möglich, auf unserem Weg an der stärker befahrenen Straße einen geeigneten Platz zum Verweilen zu finden.

Blick auf die schneebedeckten Alpen

Abfahrt zum Ort Valensole

Dorfbrunnen in Valensole

Auf der anderen Seite des Flusstals erreichen wir nach einem langgezogenen Aufstieg den Ort Forcalquier und suchen den dortigen Campingplatz am Ortsrand auf. Man kann ja auch mal das Zelt im Hellen aufbauen.... Dort haben wir noch netten Kontakt mit einem Kölner Pärchen, und die erzählen uns noch die Geschichten vom Mont Ventoux: Der Achtzigjährige, der noch einmal den berühmten Berg hinabfahren möchte.. (das geht hier jetzt zu weit).

Lavendelfelder

Jedenfalls hat der Kontakt noch den Vorteil, dass es am nächsten Morgen viel Kaffee zum Frühstück gibt. Baguette und Croissonts kann man an jedem Campingplatz vorbestellen.

Alpenpanorama

Zwischenmahlzeit

Campingplatz von Forcalquier

Datum 26.05.2010

Etappe
Forcalquier - Saint-Saturnin-lés-Apt

Distanz
99,1 km

Durchschnitt
15,3 km/h

Unser Weg führt jetzt durch hügeliges Gebiet und viel Sonnenschein begleitet uns. Wir kommen an dem Observatorium St. Michel vorbei. Wir fahren durch ein enges grünes Tag und erreichen den Col de Montfuron mit einer Höhe von 649 m. Von dort hat man einen weiten Blick bis auf die Felsformationen vor dem Mittelmeer.

Schlossruine von La Tour d´Aigues

Verbrannte Bäume zeugen von Waldbränden, aber jetzt herrscht der grüne Farbton vor. In La Bastide-des-Jourdans pausieren wir; es folgt eine Abfahrt und bei geschätzten 30°C kommt Wind auf. Der nächste größere Ort ist La Tour d´Aigues. Auffällig ist eine Schlossruine, die noch prächtige Fassaden aufweist, und die wir uns näher anschauen.

Brunnenschutzbau

Dann kommen wir an Weinfeldern vorbei und auffällige runde Steinbauten an dem Feldrain erregen unser Interesse. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese Gebilde als Schutzbehausung für Brunnen. Auffällig sind hier Windmühlen mit einem festen Steinunterbau und einem bewegliche Kopf; als Bockwindmühlen würde man sie bei uns bezeichnen.

Weinfelder

Der nächste unbedingt sehenswürdige Ort ist Cucuron; ein einziges Museum. Enge Gassen führen zu einer Burgruine oberhalb des Dorfes. Von dem Burgfried hat man einen guten Überblick über das Dorf und die umgebende Landschaft. In den engen schattenspendenden Gassen stehen die Blumen in Töpfen vor den Haueingängen. Große Teile der Stadtmauer sind noch erhalten. Die Fassaden sind meist aus Naturstein und Klappläden vor den Fenstern schützen vor der Sommerhitze.

Blick aus dem Fenster der Burg von Carcun

Es folgt eine Abfahrt zu dem Ort Loumarin, wo wir unsere Vorräte auffrischen. Dann folgt eine Passage durch ein enges Tal nach Bonnieux. Die Straße windet sich in engen Kurven entlang eines Flusslaufes. Einige Serpentinen hinter Bonnieux führen uns in das Flusstal der Le Calavon.

Brunnenstand in Carcun

Eine alte Brücke über den Fluss ist für Radfahrer reserviert. Und dann gibt es einen von der EG geförderten Radweg auf einer stillgelegten Bahntrasse, den Velouroute du Calavon. Aber wir bleiben auf unserer vorbereiteten Route nach Roussillon. Chrakteristisch für die Gegend sind die roten Felsformationen, die durch die ockerhaltige Erde verursacht worden sind.

Taleinschnitt zwischen Louramin und Bonnieux

Die untergehende Sonne am Abend unterstreicht das rote Farbenspiel. Wir wollen den ausgeschilderten Campingplatz aufsuchen, der in dem Ort ausgeschildert ist. Es fehlte eine Entfernungsangabe und nach 3 km auf der Ausfallstraße kehren wir wieder um und fahren erst einmal auf unserer Route weiter. Hinter Roussillon fahren wir in ein Tal und dort finden wir den Hinweis auf einen Campingplatz, der sich bei Saint-Sartumin-lés-Apt befindet, den wir noch halbwegs im Hellen erreichen.

Bonnieux

Alte Brücke über den La Cavalon

Die roten Felsen von Roussillon

Datum 27.10.2010

Etappe
Saint-Saturnin-lés-Apt - Orange

Distanz
114 km

Durchschnitt
15,8 km/h

An dem nächsten Morgen sind wir etwas später aufgebrochen, da Rainer noch das Schwimmbecken aufgesucht hat.
Es waren noch einige Kilometer bis zum Ort Saint-Saturnin-lés-Apt zurückzulegen, wo wir dann einigen größeren Einkauf tätigten.

Saint-Saturnin-lés-Ap

Mühlenensemble von Saint-Saturnin-lés-Apt

Passhöhe am Col del la Liguière

Danach geht es auf der D230 steil bergan. Aber bevor es richtig los geht, kommen wir an einem Mühlenesembel vorbei, das wir uns näher anschauen. Von der Stelle hat man auch einen interessanten Überblick über die Ebene, auf das Dorf, die alte Festung, die oberhalb des Dorfes liegt.

Ausgenudeltes Kettenblatt

Dann ist erstmal Schluss mit lustig, von 280 m üNN am Campingplatz geht es insgesamt 15 km bergan bis zur Passhöhe des Col del la Liguiére (998 m), und vor uns liegt unser ständiger Begleiter, der Mont Ventoux.

Mont Ventoux

Die Abfahrt führt uns zum Ort Sault, der auf einer Anhöhe liegt. Hier sind wir nicht die einzigsten Radler; in den Cafes sitzen Dutzende Rennradfahrer - wo die wohl hinwollen? Es ist nicht nur der Mont Ventoux, es gibt da noch die Schlucht Gorges de la Nesque, die die Radfahrer lockt. Aber beim Cafe ahnen wir noch nicht, was uns erwartet.

Sault

Wir wollen nach Carpentas und fahren auf der D942 moderat bergan. Die Straße schmiegt sich an den Berg an und links unten fließt der Fluss La Nesques. Der Abfall zum Flusstal wird immer steiler und auf der anderen Flussseite steigen die Bergformation wieder steil an; und immer noch der Mont Ventoux hinter uns.

Madame in Sault

Dann folgt eine Rechtskurve um den Mont du Moustiers, dann ein Tunnel, die Felsen ragen über der Straße und wieder eine kurze Tunnelpassage - toll und erstmal umschauen. In engen Kurven geht es dann direkt am Felshang bergab. Nach der Auswertung des GPS-Tracks geht es jetzt 50 km mehr oder weniger bergab.

Am Mont du Moustiers

Am Berg Rocher de DireBlick in das Tal der Nesques

Die Straße für den Radfahrer D942

Blick in das Tal der Nesques

Die Straße am Tal der Nesques

Zwischendurch halten wir immer mal wieder an um uns umzuschauen. Hier fahren kaum Autos, dafür sind aber viele Radfahrer unterwegs, ein wirkliches Radler-Highlight; mit leichtem Druck auf die Pedalen erreicht man 30 - 35 km/h.

Mazan

Noch ein Blick zurück, und dann erreichen wir das nächste Dort: Mazan. Auf einer kreisförmigen Straße umkurvt man die Innenstadt. Langsam wird es wieder belebter und der Verkehr nimmt zu.

Stadttor "Port d´Orange" in Carpentas

In Carpentas sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen; der Ort ist eine richtige Stadt mit viel Verkehr, richtigen Ampeln und einer Innenstadt, deren historische Bauwerke, wie die Stadtmauer mit dem wuchtigen Stadttor "Port d´Orange", eine geschichtsträchtige Vergangenheit erahnen lassen. Es ist zwar 19 Uhr, aber wir fahren weiter.

Weinfelder von Chateauneuf-du-Pape

Einige Kilometer weiter überqueren wir die Rhone-Autobahn A7. Dahinter ein kleinerer Anstieg und auf beiden Seiten der Straße breiten sich Weinfelder aus. Und dann, ein Not-Pfiff zur Verständigung; Rainers Hinterrad ist platt. Den unplattbaren Reifen hat's erwischt; Eine riesige Krampe, die nur von einer Weinkiste stammt ist in den Mantel eingedrungen. Kein Wunder, wir stehen nämlich von dem Weinort Chateauneuf-du-Pape.

Platter unplattbarer Mantel

Mittlerweile ist es 21 Uhr, und wir tangieren die Rhone; unsere Höhenlage ist mittlerweile auf 100 m üNN geschrumpft. Von einem Campingplatz oder Hotel ist nichts zu sehen. Aber auf meinem GPS ist der Campingplatz von Orange gespeichert, als Option, wenn vorher nichts zu finden ist. Mit hohem Tempo fahren wir in der Ebene weiter die Rhone aufwärts und parallel zur Autobahn A9. In der Dämmerung taucht Orange auf und Dank GPS ist es dann kein Problem, auf kürzestem Weg den ausgesuchten Campingplatz anzusteuern.

Burgruine von Chateauneuf-du-Pape

Als wir um 22:30 Uhr ankommen ist die Rezeption längst verlassen, und so suchen wir uns ein geeignetes Plätzchen. Zeltaufbauen im Dunkeln bereitet uns kein Problem und die Packtaschen sind mit dem Inhalt gekennzeichnet. Noch schnell geduscht und dann können wir uns noch in aller Ruhe mit unseren Vorräten stärken und Rotwein ist auch ausreichend gebunkert. Nach der langen Etappe konnten wir auch bestens schlafen.

Der Einlaufrotwein