Die letzten Zechen im mittleren Ruhrgebiet |
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Datum: 21.04.2020 Strecke: 79 km |
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Wieder ein schöner Apriltag, der zum Fahrradfahren lockt. Diesmal soll es quer durchs Ruhrgebiet in nördlicher Richtung gehen. Zuerst nehme ich den Weg auf den gewohnten Strecken durchs Papenholz in Witten und dann zum Ümminger See, der neben der A43 in den Bochumer Stadtteilen Laer und Langendreer liegt. Hier erinnert noch viel an die alten Zechen, Vollmond, Robert-Müser. |
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Es geht an landwirtschaftlichen Flächen vorbei und dann erreiche ich das Einkaufszentrum Ruhrpark. Erste Geschäfte sind nach dem Corona-lock-down wieder geöffnet; aber es ist noch recht ausgestorben in den Ladenzeilen.
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Ich fahre dann durch Bochum-Gerthe, unterquere die Lothringen-Fahrradtrasse und erreiche das Zentrum von Gerthe. Hier auf dem Platz an der Lothringer Straße ist eine Seilscheibe eines Förderturms der gleichnamigen Zeche aufgestellt, die einst diesen Stadtteil prägte. Zwischen der Bebauung steht ein Hochbunker, dem man Fenster aufgemalt hat, und so ist der als solcher erst beim zweiten Blick zu erkennen. |
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Nächste Station ist Herne-Sodingen. Dort buddelten einst die Kumpel der Zeche Mont Cenis nach Kohle. Das Grubengas aus der Grube wird noch aus den Schächten abgesaugt und verwertet. Auf dem Gelände ist eine Akademie errichtet worden. In einem überdimensionalen Glaskasten sind Büros und Seminarräume angelegt worden. Das war mal ein Vorzeigeobjekt für die neue Nutzung alter Industriebrachen. |
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An das Gelände schließt sich eine Fahrradbahntrasse an, die zur Strecke der Köln-Mindener-Eisenbahn führt. |
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Nach kurzer Fahrtstrecke auf der Straße und Unterqueren der Eisenbahntrasse entdecke ist eine neue umgebaute Bahntrasse. Dies muss die Anschlussbahn zur Zeche Friedrich-der-Große gewesen sein. Auf meiner Karte ist die Trasse noch nicht als Radweg ausgewiesen; muss also ganz neu sein. Die Trasse hat den Zechenhafen mit der Köln-Mindener-Bahn verbunden und in einem Tunnel wird die A42 unterquert. |
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Ich biege von der Trasse schon vor dem Ende ab und überquere die Köttelbecke „Landwehrbach“. |
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Ich komme an einer Schrebergartensiedlung vorbei. Dieser Garten wird wohl von einem ehemaligen Bergmann der Zeche Erin bewirtschaftet, der das Fördergerüst und den Streckenausbau nachgeahmt hat. Ich fahre ein Stück am Rhein-Herne-Kanal entlang bis zum Stadthafen Recklinghausen und wechsele dann auf die nördliche Kanalseite. Hier verläuft der Emscherparkradweg, der durch einen Grünzug und dann zum Fördergerüst der Zeche Recklinghausen 2 führt. |
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Die Drachenbrücke überspannt die Cranger Straße und auf der anderen Seite erreicht man die Serpentinen, die auf das Platteau der Halde Hoheward führen. Mit der benachbarten Hoppenbruchhalde ist das die dichteste Haldenlandschaft im Ruhrgebiet. Und jetzt folgt ein sehr steiler Anstieg auf einem schmalen Weg zur Hochfläche der Halde. Es kommt hinzu, dass es sehr windig ist, und je nach Richtung des Aufstiegs der Gegenwind zur Steigung hinzu kommt. |
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Die Bergehalde ist 152 m hoch, und ich glaube aus der Erfahrung, dass die Hochfläche der stürmischte Ort im Ruhrgebiet ist. Und heute ist es besonders stürmisch, Ich schätze mal Windstärke 8. Gegen den Wind kommt man nur im Stehen voran und bei Seitenwind muss man sich gegen den Wind legen, um auf dem Rad zu bleiben. Oben erreiche ich dann das Observatorium, der Wind verursacht pfeifende Geräusche, die sich an den Rohren des Horizontobservatoriums bilden. |
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Von dort oben hat man eine Superaussicht; Fördertürme und Kühltürme oder das Schalker Stadion sind Landmarken, um die umgebenden Orte zu identifizieren. Hier ist das Kohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen auszumachen, das schon teilweise stillgelegt worden ist. Die fehlenden Schwaden über den Kühltürmen zeigen, dass heute wohl genug Wind weht, um die Kohleblöcke abzuschalten. |
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Hier kann man die Fördertürme der Zeche Westerholt identifizieren. |
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Und direkt am Fuß der Halde liegt die Zeche Ewald, der Malakowturm über Schacht 1 und die stählernen Fördergerüste über Schacht 2 und 7 liegen einem zu Füßen. |
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Dann folgt eine steile Abfahrt und unterhalb der Halde verläuft eine Bahntrasse mit einem Tunnel durch die Halde. Dies ist wohl die einzige Bahnlinie, bei der zuerst die Gleise lagen und dann der Berg darüber gewachsen ist. Jedenfalls ist diese Trasse von einigen Jahren als Radweg hergerichtet worden und sie trägt den Namen „Allee des Wandels“. Derzeit gibt es viele Bautätigkeiten neben der Trasse, der Bau von Abwasserkanälen um das alte offen Abwassersystem zu ersetzen und es wird eine Gaspipeline verlegt. Hier komme ich an dem Maschinengebäude der Zeche Ewald 5 vorbei. Dort war ich mal beruflich, als die Anlage noch betrieben worden ist. Es gab dort im Inneren des Gebäudes einen Umformersatz und eine elektrische Fördermaschine aus den 1920er Jahren zu sehen sowie Wandkacheln mit Schlägel und Eisen-Symbol. |
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Die Trasse ist durchgehend asphaltiert, das ist mittlerweile Standard für diese Fahrradbahntrassen. Mal abgesehen von dem Baustellenbereich ist es grün; Weiden und Waldstrecken wechseln sich ab. |
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Dann erreicht man eine Eisenbahnlinie, die Herten und Recklinghausen verbindet. Hier besteht nach Osten Anschluss zum Bergwerk Blumenthal und nach Westen zum Bergwerk Schlägel und Eisen. Ich nehme die westliche Route, die am Stadtrand von Herten und durch den Ortsteil Langenbochum verläuft. Ein sehr angenehmes Radeln, allerdings müssen einige Straßen überquert werden, da die Trasse hier im Wesentlichen auf dem Umgebungsniveau verläuft. |
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Nächstes Highlight ist der Zechenstandort Schlägel und Eisen 3/4/7. Hier sind die Schachtgerüste an den Schächten 3 und 4 erhalten, die aus ganz unterschiedlichen Epochen stammen. Das Gerüst über Schacht 3 besteht aus filigran genieteten Stahlprofilen während über Schacht 4 ein geschweißtes Vollwandgerüst aus den 1980er Jahren steht.
Die Sanierung der Stahlgerüste ist weitgehend abgeschlossen, und sie erstrahlen im alten Glanz. |
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Von dem Radweg kann man auf die Zechenkolonie schauen. Der ausgebaute Weg erstreckt sich derzeit bis Westerholt. Aber es besteht noch Potential für einen weiteren Ausbau durch das Gelände der Zeche Westerholt bis zur Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven. |
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Westerholt hat einen sehr schönen alten Stadtkern, die „Freiheit Westerholt“, die sich trotz Bergbauaktivitäten im 20. Jahrhundert in ihrer Substanz erhalten hat. Der Ortsteil besteht zumeist aus Fachwerkgebäuden, die in verwinkelten Straßen in Nachbarschaft zum Schloss Westerholt angelegt worden sind. Zwischen den Häusern kommt man an der Schlosskirche vorbei. |
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Der Ortskern ist mit einer Mauer zur Schloßgräfte hin umfasst.
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Schloss Westerholt ist ein Wasserschloss; die heutigen Gebäude stammen aus den 19. Jahrhundert und werden als Hotel und Restaurant genutzt. Südlich des Schlosses schließt sich eine große Golfanlage an. |
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Auf dem weiteren Weg unterquere ich die A42 und gelange dann in das Waldgebiet des Emscherbruchs. Der Weg direkt neben der Zentraldeponie von Herten ist derzeit gesperrt, hier sind wohl auch Arbeiten an dem Abwassersystem im Gange. Ich überquere dann die Emscher und im Hintergrund ist das Steag Kohle-Kraftwerk in Herne auszumachen. Auch hier tut sich heute nichts. Ein kurzes Stück dahinter erreiche ich den Rhein-Herne-Kanal und hier beginnt mit der Kanalbrücke, der Grimbergsichel, die Erzbahntrasse, die über 11 km zur Bochum Innenstadt führt. Am Gelsenkirchener Zoo wird derzeit ein Regenrückhaltebecken errichtet und es wurde eine Umleitung eingerichtet. |
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Und neben der Pfeilbrücke über die Köln-Mindener-Bahn sind auch Arbeiten an dem Abwassersystem im Gange. |
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Die Pfeilerbrücke ist das spektakulärste Bauwerk der Trasse. Da die Erzbahn als letzter Verkehrsweg errichtet worden ist, musste die Trasse die anderen Wege überspannen, so dass der Damm hier besonders hoch angeordnet ist. Es geht an Waldgebieten, Biotopen und Pferdehöfen vorbei und man passiert die Schächte der Zeche Carolinenglück mit Malakowturm und Zschetzsche-Fördergerüst vorbei. Die Autobahn A40 mit dem Walzwerk in Wattenscheid im Hintergrund wird überquert. |
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Die Erzbahnschwinge über die Gahlensche Straße in Bochum bildet das Ende des Radweges. |
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Man erreicht das Gelände des ehemaligen Bochumer Vereins, das zum Westpark umgestaltet worden ist. Die Jahrhunderthalle und der Wasserturm sind Reste des Stahlwerkes. Der letzte Teil des Weges führt durch die Bochumer Innenstadt und anschließend fahre ich durch das Lottental nach Witten. |
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