23. Mai 2009
Strecke: Anreise und Aufenthalt in Warschau
Unsere Fahrad-Fahrkarte, die es eigentlich nicht geben sollte
Unsere Zugfahrt beginnt mit einer einstündigen Verspätung des Citynightliners in Dortmund. Dann eröffnet uns der Schaffner, dass wir Fahrradkarten haben, die es eigentlich gar nicht geben sollte; der Kurswagen nach Warschau hat keine Fahrradstellplätze. So müssen wir in der Nacht unsere Fahrräder vom Kurswagen nach Prag in den letzten Kurswagen nach Warschau umstellen.
Ankunft in Warschau
Um 11 Uhr morgens erreichen wir den Warschauer Hauptbahnhof, der unter Erdgleiche liegt. Durch lange Fußgängertunnel in denen sich ein Geschäft an das andere reiht, erreichen wir endlich die Warschauer Tagesoberfläche in Sichtweite des Kulturpalastes. Wir radeln zum Hotel und an der Rezeption muss erst einmal beratschlagt werden, wo wir unsere Räder abstellen können: wir sind nämlich die ersten Radler, die im Hilton Quartier nehmen. Wir werden zur Tiefgarage verwiesen; dort gibt es Fahrradständer, die sonst von Bediensteten genutzt werden.
Einbruchschutz in Warschau
Auffallend ist die Vergitterung der Fenster, oft bis zum ersten Stock. Mit dicken Vorhängeschlössern sind die Gitter gesichert.
Alte Wohnblocks in Zentrum von Warschau
Nach dem Einchecken im Hotel unternehmen wir einen ausgedehnten Stadtbummel. Der Bezirk um das Hiltonhotel ist im Umbruch begriffen; noch vorhandene alte Wohnhäuser mit Hinterhöfen sind verfallen und leergezogen. An deren Stelle rücken vielstöckige Hotels und Appartementhäuser, so wird ein Bezirk vollständig verändert. Die Architektur und die nächtliche Illumination offenbaren aber ihren Reiz.
Most Swietokrzyski (Heiligkreuzbrücke) über die Weichsel
Wir gehen in Richtung der Weichsel, kommen etwas zu weit nach Süden ab und bewegen uns dann nördlich parallel zum Fluss in Richtung der Altstadt.
Das Schloss, Blickrichtung zur Weichsel
Wir kommen an der Baustelle des Kopernikus-Museums vorbei, das riesige Dimensionen annimmt. Von dem Weichselufer steigen die Gassen zum Schlossplatz an. Die gesamte Altstadt, so kann man nachlesen, ist von den Nazis nach dem Warschauer Aufstand zerstört worden.
Der Schlossplatz
In dem Bereich ist die alte Bebauung samt Schloss und Kirchen wieder rekonstruiert worden. Durch eine Gasse gelangen wir zum Marktplatz. Die Renaissancefassaden der schmalen Patrizierhäuser sind farbig gestaltet und überdecken das ehemals gotische Erscheinungsbild der Gebäude, das an einigen Stellen wieder offen gelegt worden ist.
Hochzeit
An dem Samstagnachmittag stehen die Hochzeitspaare Schlange vor den Kirchen in der Altstadt.
Das neu Geschäfts- und Bankenviertel
Auf dem Rückweg kommen wir durch Wohnquartiere. Viele Gebäude stammen aus sozialistischer Zeit. Durch große Torbogen gelangt man in die dahinter liegenden Blöcke. Die Straßenzüge sind eng bebaut mit Häusern, die 5 und mehr Stockwerke haben.
24. Mai 2009
Zugfahrt von Warschau über Bialystok nach Augustow
Unser Gepäck wird vorgefahren
An dem nächsten Morgen haben wir genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und ich kann noch im Hotelpool Schwimmen gehen. Der Zug fährt um 11.25 Uhr. Wie man das richtige Gleis erwischt ohne Nachfrage, ist mir noch ein Rätsel. In Warschau kann man in Englisch die wichtigsten Informationen erfahren.
Das Neubauviertel von Bialystok
Der Zug nach Bialystok fährt pünktlich ab; wir queren die Weichselbrücke und fahren durch eine ebene Landschaft mit Feldern und Wiesen. Der Zug ist gut besetzt und nach drei Stunden erreichen wir Bialystok, nicht weit von der Grenze nach Weißrussland. Die andernorts wohnenden Polen bezeichnen dieses Gebiet bereits als Russland. In der Stadt haben wir einen vierstündigen Aufenthalt. Vom Bahnhof aus fahren wir zuerst zur falschen Stadtseite, die nur aus Plattenbauten besteht. Nachdem wir keinen Stadtkern gefunden haben, setzen wir die Suche auf der anderen Bahnhofsseite fort und werden dort fündig. Wir stärken uns in einem Restaurant in der Altstadt; die Speisen sind auch in russischer Sprache ausgeschrieben.
Die eingleisige Nebenstrecke nach Augustow
Für die weitere Zugfahrt nach Augustow müssen wir eine neue Fahrkarte lösen. Der Zug ist schwach besetzt und die Fahrräder stellen wir im letzten Wagon ab, da kein gesondertes Fahrradabteil vorhanden ist. Unser Zug bewegt sich dann mit gemütlichem Tempo von 60 km/h weiter in Richtung Norden. Es gibt einen Schauer und wir erleben einen Regenbogen über den Feldern. Die Telegraphenmasten neben den Gleisen vermitteln einen weit zurückliegenden Eindruck von einer Eisenbahnstrecke.
Der Bahnhof von Augustow
Gegen 20.00 Uhr kommen wir in Augustow an. Wir sind die einzigen Menschen am Bahnhof. Das Bahnhofsgebäude ist heruntergekommen und liegt weit vom Ortszentrum entfernt. Es fängt schon an zu dämmern - wir sind halt weiter östlich aber in der gleichen Zeitzone wie zu hause geblieben. An einem See finden wir ein Hotel. Vor dem Gebäude sind einige Wohnmobile abgestellt; wir sind doch nicht so ganz alleine hier und es gibt sogar WLAN in dem Haus.
25. Mai 2009
Strecke: Augustow - Olecko
Distanz: 105 km
Distanz: 105 km
Auf dem Weg zum Jezioro Wigry
Am Morgen haben wir ausgiebig gefrühstückt und die Sonne begrüßt uns. Unser Ziel ist der große See Jezioro Wigry, der auf der Karte wie ein großer verlaufener Tintenfleck aussieht. Die Europastraße E67 ist anders als erwartet sehr gut ausgebaut und hat sogar einen Radweg. Aber wir biegen schon nach einem Kilometer rechts ab auf einen unbefestigten Sandweg. Erst kommen wir ganz gut voran, solange wir nicht in der Mitte auf den wellenförmigen Vertiefungen fahren und durchgeschüttelt werden.
Landschaft im Wiegierski Park Narodowy
Wir radeln durch ein großes Waldgebiet, mal sind´s Birken, dann Fichten, Eichen und Kiefern. Solange der Weg beschattet und aufgrund des gestrigen Regens die Oberfläche fest ist, ist er einigermaßen befahrbar. Aber wo der Weg der Sonne ausgesetzt ist, schlingern wir durch den losen Sand und bleiben öfters mal stecken. Unsere eingeschlagenen Wege sind als Radfahrwege ausgeschildert, einschließlich des Fernradweges R11. Während der R11 links um den See Jezioro Wigry geführt ist, wählen wir die Route rechts - östlich - vom See. Wir meistern diese Strecke ohne Stürze. An dem Dort Bryzgiel erreichen wir den See; aber meistens ist der See hinter Wäldern und Schilffbewuchs nicht zu sehen.
Kleinerer See neben dem Jezioro Wigry
Der See liegt in dem Landschaftsschutzgebiet Wiegierski Park Narodowy. Von einem Aussichtsturm haben wir eine weiten Überblick über die See- und Waldlandschaft; von dort ist sonst kein Mensch zu sehen. Neben dem See breiten sich noch kleinere Nebenseen aus. Von einem Bootssteg aus testet Rainer die Wassertemperaturen; irgendwo zwischen 15 und 16°C. Das reicht für das erste Freiluftbad in diesem Jahr.
Blick auf den Jezioro Wigry von einem Aussichtsturm
Auf der Nordseite des Sees treffen wir auf die größere Bundesstraße 653, die uns nach Suwalki führt. Im Gegensatz zu den beschaulichen Sandwegen sind wir wieder mit richtigem motorisierten Verkehr konfrontiert. Wir bleiben auf der mäßig befahrenen Straße, da es keine sinnvolle Alternative gibt. Suwalki ist eine wachsende Industriestadt, die keine besonderen Attraktionen bietet.
Seenlandschaft
Stadtauswärts fahren wir zunächst über die Straße 655 und vor Raczki biegen wir rechts ab. Wir passieren kleine Anwesen. Die Straße ist asphaltiert und gut befahrbar. Alle 5 - 10 Minuten werden wir aus dem Trott geweckt, weil uns ein Auto begegnet. In dem Gebiet breiten sich weite Felder aus, auf denen Getreide angebaut wird. Auffällig sind immer wieder große Fliederbüsche, die noch ihre violetten Blüten tragen.
Wohnhaus in Suwalki
Das Dorf Bakalarezewo fällt wegen der markanten Kirche auf, dann verläuft unser Weg wieder eher in westlicher Richtung. Wir kommen auf die Straße 653, die nicht stark befahren ist. Die von der Eiszeit geformte Landschaft ist etwas hügelig, dazu kommt ein Gegenwind aus nordwestlicher Richtung, der uns zwingt, stärker in die Pedalen zu treten.
Straße Nr. 655 in Suwalki
Dann erreichen wir Olecko, das an einem See gelegen ist. Wir übernachten in dem Hotel Mazurg, die Übernachtung in dem einfachen aber ordentlichen Zimmer kostet 148 Zloty, die Fahrräder kommen in die Garage. Am Abend besuchen wir noch die Innenstadt. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Ort zum Deutschen Reich und er hatte den größten Marktplatz Deutschlands. Mittlerweile sind große Flächen mit Bäumen bepflanzt oder werden als Spielplatz genutzt.
26. Mai 2009
Strecke: Olecko - Czernik
Distanz: 115,6 km
Distanz: 115,6 km
Eines der vielen Storchennester
Der polnische Kaffee beim Frühstück ist sehr stark, er schmeckt wie ein Espresso und mehr als eine Tasse kann ich davon nicht trinken. Neben Weisbrot, Wurst und Käse gibt es Gurken und Tomaten. Hinzu kommt Rührei mit Speck.
Feldarbeit
An dem Morgen fahren wir zunächst zu dem See von Olecko, der romantisch am Rande des Ortes liegt und zu Kanutouren einlädt. Die weitere Route führt über die Straße 655, die in der Nähe von Olecko noch stärker befahren ist, weiter ortsauswärts ist der Verkehr mäßig. Am Rande der Straße liegen große Getreidefelder und Wiesen. Das Gelände ist sanft hügelig. Storche in ihren Nestern auf Schornsteinen und Hochspannungsmästen gehören schon zum gewohnten Dorfbild.
Storch auf einer gemähten Wiese
In Wydminy fallen die neuen eher überflüssigen gelben Seitenabsperrungen neben dem neuen Fuß- und Radweg auf, die aus EG-Mitteln finanziert worden sind. Anschließend erwarten uns Sandpisten. Streckenweise müssen wir das Rad schieben, und dann sind wir langsamer als die Mücken, die uns einholen und heimsuchen. Nach den Insekten schlagend versuchen wir möglichst schnell wieder auf Rad zu kommen, um den Plagegeistern zu entkommen.
Blick auf Gizycko und den Jezioro Kesajno
n Gizycko (Lötzen) erreichen wir den großen See Jezioro Kesajno. Auffallend ist der aufwändig instand gesetzte Wasserturm mit einem Cafe auf der Turmplattform. Von oben hat man einen weiten Überblick über die Seenlandschaft. Wir fahren an dem Kanal Luczanskinoch (Lötzener Kanal) entlang, passieren die handbetriebene Drehbrücke und kommen so vom ursprüglichen Weg ab. Dies hat mal wieder zur Folge, dass wir wieder eine Sandpassage vor uns haben.
Sprung in den Harsz
Das Wasser ist noch recht kalt; aber die Erfrischung ist beim Radfahren sehr angenehm und das Wasser ist sehr klar.
Bunker der Wolfsschanze
Wir kommen zu der Wolfsschanze und drehen eine Runde durch das unwirklich erscheinende Bunkergebiet, dessen Überbleibsel von der Natur wieder eingeholt wird. Es dämmert und wir nehmen Quartier in dem Hotel Dowerk, das ein früher Gutssitz war und abseits der Durchgangsstraße an einem See liegt.
Unser Hotel Dobry
Bei herrlichem Sonnenschein fahren wir los und schauen uns in dem Ort Kruszewiec den dem Verfall ausgesetzten Wasserturm an, der aus einem Klinkerunterbau und Fachwerk im Bereich des Wasserspeichers besteht. Am nächsten Halt in Ketrzyn (Rastenburg) treffen wir auf eine organisierte deutsche Fahrradgruppe. Mit der Reiseleiterin der Gruppe tauschten wir noch Reiseerfahrungen aus; besonderes Thema ist der Straßenzustand. Wir besuchen hier die Georgskirche und die Ordensburg.
27. Mai 2009
Strecke: Czerniki - Olsztyn (Allenstein)
Distanz: 110 km
Distanz: 110 km
Wasserturm in Kruszewiec
Beim Verlassen der Orts nehmen wir nicht den geplanten Weg; ist aber nicht tragisch, meinen wir, da das GPS-Gerät noch einen Verbindungsweg zur geplanten Route aufzeigt. Von der Straße 591 biegen wir zunächst rechts ab; das Katzenbuckelpflaster schreckt uns nicht mehr.
Spurenlesen
Der weitere Verlauf - original auf GPS-Kurs - geht über ein Kornfeld und folgt dann weiter einer Treckerspur. Nachdem diese Spur am Ende des Feldes abbiegt, kämpfen wir uns durch knietiefes Gras, durch das irgendwann mal ein landwirtschaftliches Fahrzeug gefahren ist. Es folgen noch ein paar Kilometer Sandweg und dann erreichen wir unsere geplante Route auf der Straße 594 bei Pieckowo.
Wallfahrtsbasilika Swieta Lipka (Heiliglinde)
Nächster Halt ist der Wallfahrtsort Swieta Lipka (Heiliglinde); dort steht eine weit bekannte barocke Kirche, die von der Innenraumgestaltung den bayrischen Kirchen ähnelt. Es findet gerade eine Messe statt, so dass sich der Besuch auf den Eingangsbereich beschränkt. Die Außenfassade wird derzeit saniert. Vor der Kirche halten Touristenbusse und polnische Schulklassen besuchen die Kirche.
Wir fahren dann weiter durch hügeliges Gelände mit etwas stärkeren Anstiegen, schätzungsweise 3-5 % Steigung. Das Land wird intensiv landwirtschaftlich genutzt; der Getreibeanbau weicht zunehmend der Weide- und Wiesenlandschaft. Größere geschlossene Waldgebiete treffen wir nur noch vor Allenstein an.
Die Ordensburg in Reszel
Der Kulturtag geht weiter: In Reszel besuchen wir die dortige Ordensburg. Der Bau wurde 1350 begonnen und die Burg besteht aus Ziegelmauerwerk, wie die meisten historischen Bauten. Von dem Burgfried haben wir einen weiten Blick über die Landschaft.
Blick vom Turm
Gegen Mittag wird das Wetter schlechter; es wird kälter und wir müssen das Regenzeug herauskramen. Wir fahren auf der Straße 593, die oft als Allee ausgeführt ist und mit Kastanien oder Eichen gesäumt ist. Der Oberflächenbelag, Aspahlt mal neu oder verwittert, ist fürs Radfahren in Ordnung. Mal abgesehen von dem Zwischenstück hinter Ketrzyn haben wir an diesem Tag eine gute Wegstrecke für das Radfahren erwischt.
Die Herz-Jesu-Kirche in Olsztyn
Der weitere Weg führt über Bistzynek, Jeziorany und Tulawki nach Olszyn (Allenstein). Nach langer Zeit gibt es mal wieder richtige Ampeln und die Stadt ist schon richtig groß, im Vergleich zu den Orten, die wir in den letzten Tagen passiert haben. In Allenstein nehmen wir ein Hotel und am Abend gehen wir zum Essen noch in die Innenstadt.
28. Mai 2009
Strecke: Olsztyn (Allenstein) - Fromborg
Distanz: 148,6 km
Distanz: 148,6 km
Kurskorrektur
Wir verlassen Osztyn in nördlicher Richtung. Zunächst hat die Straße einen gut ausgebauten Radweg, der dann nach einigen Kilometern aufhört. Der Schwerlastverkehr nervt und wir holen das Netbook heraus und planen um. Wir suchen einen Weg mit kleinen Straßen und finden eine Strecke, die über Orte Jankowo, Stare Kawkowo, Mostkowo, Wilnowo nach Morag führt.
Dorfstraße
Wir radeln durch eine ganz andere Landschaft; die Gegend ist nicht mehr weitläufig überschaubar sondern kurze Hügel und Einschnitte wechseln sich ab und wir müssen dauernd die Gänge wechseln (gut, dass die Schaltung wieder funktioniert!). Landwirtschaftlich wird das Land für Wiesen- und Weidenwirtschaft genutzt.
Typische Allee
Wir fahren über meist schmale asphaltierte Alleen, an denen sich Kastanien, Nussbäume oder Eichen aneinanderreihen. Wir passieren kleine Dörfer, und werden von jedem Hund mit lautem Gebell begrüßt. Am Vormittag herrscht Sonnenschein, aber gegen 13.30 Uhr beginnt es heftig zu regnen. Wir können uns vor dem stärksten Regen in einem Buswartehäuschen retten. Die Zeit nutzen wir für ein zweites Frühstück.
Typische durch die Eiszeit geprägte Landschaft
Dann radeln wir nach Paslek weiter, um eine Unterkunft zu finden. Bis auf einen Hinweis auf Pensionszimmer und ein heruntergekommenes Hotel gibt es wohl keine Übernachtungsmöglichkeit. Wir beschließen weiterzufahren und sehen als nächstes realistisches Ziel Frambort (Frauenburg) am frischen Haff an, das in 37 km Entfernung liegt. Wir fahren auf den einsamen Alleen weiter und bei einem kurzen Halt zur Stärkung werden die Nachtutensilien herausgeholt (Warnweste, Helmbeleuchtung, Zusatzbeleuchtung, Reflexionsbänder).
Oberländer Kanal
Es ist allerdings schon 19 Uhr, und die Ausflugschiffe liegen schon vor Anker. Nichtsdestotrotz schauen wir uns die Technik von 1850 ausführlich an.
Abenddämmerung
Uns begegnen in der Abenddämmerung Rehe und Wildschweine. Es geht gut voran, der starke Wind hat sicht gelegt. Die wenigen entgegenkommenden Autofahrer nehmen aufgrund unserer Festbeleuchtung den Fuß vom Gaspedal und fahren ganz rechts auf dem Sandstreifen, da sie die Beleuchtung wohl nicht zuordnen können.
29. Mai 2009
Strecke: Framborg - Sobieszewo
Distanz: 120 km km
Distanz: 120 km km
Der Hafen von Framborg
In Framborg finden wir gegen 22.30 Uhr endlich ein Hotel (Hotel Kopernik). Der Hotelinhaber ist auch ein begeisteter Radfahrer. Wir begegnen dort auch einer alleinreisenden Frau, die noch in die baltischen Staaten weiterfahren will.
Die Ordensburg von Framborg
Unser nächstes Ziel ist Danzig. Ist ja nur ein kurzer Trip über 80 km, dachten wir. Allerdings stellt sich am Morgen heraus, dass die Fähre über das frische Haff aufgrund des heftigen Windes gar nicht fährt. Am Morgen besuchen wir in Framborg die Burganlage mit Museum und Kopernikusturm. Die Wehranlage ist in dem typischen Backsteinstil erbaut. In dem Kopernikusturm ist ein Foucault´sches Pendel aufgehängt. Von der Aussichtsplattform haben wir einen weiten Blick über das frische Haff. Der Sturm führt zu heftigem Wellengang und es haben sich Schaumkronen auf dem Wasser gebildet.
Wehrgang der Ordensburg von Framborg
Um 12.30 Uhr kommen wir endlich los, nachdem wir eine neue Route auf dem vorgelagerten Land festgelegt haben. Wir fahren auf der mäßig befahrenen Straße 503 nach Tolkmicko. Dort gibt es eine neue Mole und einen alten Bahnhof an der brach liegenden Bahnlinie. Hinter dem Ort kommen wir an uralten Eichen vorbei; die älteste soll 700 Jahre alt sein.
700-jährige Eiche
Die Straße führt durch bewaldetes Gebiet. Es gibt sogar Serpentinen, die an das Mittelgebirge erinnern. Wir lassen Elblag südlich liegen, und dann folgt holländisches Flair. Eine museumsreife Schwimmfaltbrücke und später Zugbrücken liegen auf unserer Route; Bauwerke, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Wir überqueren die Mündungsarme des Weichseldeltas. Das Land ist nun eben und wird als Weide- und Wiesenland genutzt. Der heftige Wind kommt aus nördlicher Richtung, und wir haben den Wind von der Seite und streckenweise auch von vorne. Wir fahren durch den Ort Marzecino.
Blick auf das frische Haff
Wir müssen auch Fähren zum Überqueren der Flussarme und Kanäle benutzten. Streckenweise fahren wir auch windgeschützt hinter den Deichen entlang. Bei Jantar unternehmen wir einen kurzen Abstecher nach Norden, um mal einen Blick auf die Ostsee zu werfen. Das Meer ist aufgewühlt durch den Sturm, kleine Fischerboote sind mit der Slipanlage an Land gezogen. Die Ostsee hat einen breiten feinkörnigen Sandstrand. An der Imbissbude hinter den Dünen essen wir erstmal passend zum Umfeld ein Dorschfilet.
Und eine abenteuerliche Schimmbrücke
Die Straße 502 zwischen Rybina und Stegna ist sehr stark befahren, aber es mangelt an einer Alternative. Auf dem geraden Abschnitt wird gerast. In Miskoszewo wollen wir den Weichselarm (Przekop whisley) queren, aber es tut sich nichts. "Prom nie kursuje" steht auf dem Schild am Anleger. Nach einige Zeit des Warten sprechen wir Einheimische an, die uns in Deutsch erklären, dass die Fähre defekt ist.
Alte Seilfähre
Uns bleibt nicht anderes übrig, als zu der sehr stark befahrenen Europastraße E77 zu fahren und dort den Weichselarm zu queren. Auch ein Seitenstreifen an der Straße verlockt nicht zum Weiterfahren an der Hauptstraße. In Cedry Male verlassen wir die Europastraße und fahren erst einmal in nördlicher Richtung.
Die Fähre verkehrt nicht
Aufgrund der Erfahrungen des Tages heraus kommen Zweifel, ob wir überhaupt über den Flussarm weiterkommen und mittlerweile ist es auch schon 21 Uhr und den Sonnenuntergang haben wir schon hinter uns. Dann erblicken wir eine Schwimmbrücke: wir sind auf dem richtigen Weg.